Klare Krisensignale
Wenn es einen Indikator dafür gibt, dass es der englischen Wirtschaft nicht gut geht, dann muss man sich nur die Finanzsituation der englischen Pubs ansehen. Viele der Trinkanstalten stehen vor einem finanziellen Scherbenhaufen.
Kreditengpässe, zunehmende Arbeitslosigkeit und das Rauchverbot sorgen für einen Exodus der urenglischen Kneipen. Allein 2008 mussten 2.400 Pubs den Laden dicht machen, da sich immer weniger Briten sich eine „Pint“ in ihren geliebten „Pubs“ leisten können. „Pub“ bedeutet „Public House“ (öffentliches Haus), ein Treffpunkt wo alle Klassen- und Berufsschranken verschwinden.
Vor dem „Landlord“ (dem Wirt) sind alle gleich, wenn sie für ihr „Pint“ bezahlen können. Doch dies können aktuell leider immer weniger Gäste. Auch der englischen Fluglinie British Airways geht es sehr schlecht. Sinkende Passagierzahlen und steigende Spritpreise haben die Airline immer mehr unter Druck gesetzt.
Bei British Airways, die im ersten Halbjahr Rekordverluste vermeldete, geht es aktuell ums nackte Überleben. Das kriselnde Unternehmen verbuchte im zweiten Quartal einen Verlust vor Steuern von 148 Millionen Pfund, das entspricht 173,3 Millionen Euro, nach einem Verlust von Minus von 94 Millionen Pfund im 1. Quartal.
British Airways hatte bereits im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von 401 Millionen Pfund gemacht und durch Abbau von 10 % der Belegschaft die Kosten kräftig reduziert. Dass es kaum Anzeichen der Besserung gibt zeigte auch der Monat Juni in dem die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 25 bis 30 % eingebrochen sind und dies obwohl der Ölpreis heute 50 % billiger ist als noch vor einem Jahr. Vor allem im sonst umsatzstarken First- und Business Class-Bereich brechen die Umsätze weg, da die Passagiere in die deutlich billigere Economy-Class wechseln.
Kreditklemme trotz Geldschwemme
Die britische Notenbank ist angesichts des Aussmasses der Krise dazu übergegangen, die Wirtschaft in Großbritannien mit britischem Pfund zu fluten.
Diese durch Ankäufe von Staatsanleihen forcierte Politik des leichten Geldes (im Fachjargon: Quantitative Easing) hat dazu geführt, dass die Geldmenge um rund 10 % des britischen BSP ausgeweitet wurde.
Es wurden von der Bank of England bis Juni bereits für 125 Milliarden Pfund britische Gilts aufgekauft und angekündigt das Programm möglicherweise insgesamt auf 270 Milliarden Pfund auszuweiten, ein Tatbestand der vom Devisenmarkt durch die im 2. Quartal wieder gestiegene Risikofreude der Anleger bisher ignoriert wurde.
Als am 10. August 2009 die Bank of England ihren monatlichen Bericht veröffentlichte, konnte man daraus entnehmen, dass das so genannte “Reserve Balance”, bestehend aus Staatsanleihen von 71.3 Milliarden Pfund im April 2009 auf 152 Milliarden Pfund im Juli 2009 angestiegen ist, eine aufs Jahr bezogenen Wachstumsrate von 442 %, bzw. eine monatliche Wachstumsrate von 21.3 %.
Dies zeigt, dass die Situation in Großbritannien immer mehr außer Kontrolle gerät, denn es dürften sich zunehmend Schwierigkeiten abzeichnen, Staatsanleihen am freien Markt zu platzieren.
Schon jetzt können in London rund ein drittel der Anleihen nicht mehr verramscht werden, weshalb die Bank of England als Käufer einspringen musste. Die Käufe von Staatsanleihen sollen das Zinsniveau stabilisieren, um die Kreditaufnahme für Privathaushalte, Immobilienbesitzer und Unternehmen zu erleichtern.
Gleichzeitig soll es die Banken, die Bonds in ihrem Portfolio halten, entlasten und ihnen Freiräume bei der Gewährung von Darlehen geben. Doch trotz Geldschwemme der Bank of England leiden die britischen Unternehmen an einer Kreditklemme.
Royal Bank of Scotland und Barclays kürzten trotz einer Aufforderung des Finanzministeriums dies nicht zu tun, ihre Kreditvergabe deutlich. Alleine die drei Banken RBS, Lloyds Banking Group (die zwei größten durch die Regierung teilverstaatlichten Banken) und Barclays reduzierten im ersten Halbjahr ihre weltweite Kreditvergabe um 165 Milliarden Pfund.
RBS und Barclays kürzten ihre Kreditvergabe sogar um etwa 11%, der höchste Wert unter den europäischen Großbanken. Trotz Anstieg der Londoner Börse ist dies ein sehr schlechtes Zeichen für die Ökonomie, da ohne Anstieg der Kreditvergabe kein wirtschaftliches Wachstum zu erzielen ist.
Euro hat Aufwärtswelle gegenüber dem britischen Pfund begonnen. Zum Vergrößern Chart klicken! Quelle: www.wissensnavigator.com
Blaue Kurve: Schmidt-Oszillator; steigender der Oszillator bedeutet Anstieg des Währungspaares, fallender Oszillator bedeutet fallendes Währungspaar Grauve Kurve: Kurs des Währungspaares.
Pleitewelle in Grossbritannien
Die Anzahl der Unternehmenskonkurse wird 2009 auf ein Rekordniveau ansteigen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Konkurse im 1. Quartal 2009 um bisher 33 % angestiegen.
Von einer Rückführung des Schuldenanstieges kann trotz Anstieg der Aktienkurse in den letzten Monaten keine Rede sein. Mittlerweile gehen etwa 350 Personen pro Tag in Großbritannien pleite.
Doch dies könnte erst der Anfang sein, da das Königreich hier auf einer Zeitbombe sitzt. Je mehr Firmen weiter pleite gehen, desto mehr Leute werden arbeitslos, was die Anzahl der Privatkonkurse noch weiter in die Höhe treiben dürfte. Für das Jahr 2009 rechnet man mit 125.000 Privatkonkursen, nächstes Jahr könnten es noch einmal deutlich mehr sein, da sich die Zahlen bisher noch beschleunigen.
Involvenzrate der britischen Firmen
Liquiditätsfalle forciert Crash-Szenario
Ein Grund für die Skepsis der internationalen Anleger gegenüber dem britischen Pfund ist der gewaltige Refinanzierungsbedarf Großbritanniens.
Entwicklung des britischen Pfund zum japanischen Yen --->Chart größer Quelle: www.wissensnavigator.com
Blaue Kurve: Schmidt-Oszillator; steigender derOszillator bedeutet Anstieg des Währungspaares, fallender Oszillatorbedeutet fallendes Währungspaar Grauve Kurve: Kurs des Währungspaares.Debtoholics
Die jahrelangen Exzesse am britischen Immobilienmarkt, vor allem in London, dürften die Währung in Bälde gen Süden treiben.
--->Unter Banksternvon Artur P. Schmidt
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