US-Notenbankpolitik feuert die Kurse an. Negativnachrichten werden ausgeblendet. Schwacher Dollar sorgt für neue Rekorde. Gold/Silberrausch hält an. Rumänien mit Top-Performance.
von Andreas Männicke
„Buy on bad news“ scheint gegenwärtig der Antriebsmotor für die Aktienkurse zu sein. In den USA enttäuschten die Konjunkturdaten für das 1. Quartal, japanische Anleihen wurden mit einem negativen Ausblick versehen, die Kreditwürdigkeit der USA ist auch angekratzt, der Shiller-Immobilien-Index fällt 8 Monate in Folge, Griechenland steht kurz von einem Cut und Rekord-Zinsen bei den Staatsanleihen (15-20% für 2 jährige Anleihen!), in Marokko gab es einen Terroranschlag in Marrakesch mit 16 Todesopfern, in den USA sorgen Killer-Tornados für hohe Schäden und über 300 Tote, in Syrien gibt es blutige Demonstrationen (warum greift hier die NATO nicht ein?), aber die Aktienkurse steigen von einem Jahres-Hoch zum nächsten – dank Helikopter-Ben, der bei der letzten öffentlichen Fragestunde der FED weiterhin eine lockere Geldpolitik und niedrige Zinsen in Aussicht stellte. „Mach´s noch einmal, Ben!“ ist also der Lockruf des Geldes und des Goldes im Moment.
Bernanke begründet die expansive Geldpolitik mit nur temporären Inflationsgefahren. Liquidität ist der Treibstoff für die Börsen. Staatsanleihen sind zunehmend unattraktiv. Daher wechseln jetzt auch Institutionelle (Banken, Versicherungen) zum Teil von Anleihen in Aktien. Zusätzlich sorgt der schwache US-Dollar für steigenden Rohstoffpreise und Aktienkurse. Der Euro stieg zuletzt auf 1,48 zum Dollar. Gold stieg auf das neue Rekordhoch von über 1500 USD/Unze (exakt 1563 USD/Unze am Freitag) und der Silberpreis erreichte jetzt auch ein neues Allzeit-Hoch von fast 50 USD/Unze (exakt 48,5 USD am Freitag) durch den schwachen US-Dollar.
„Mach´s noch einmal, Ben!“ mag auch der Lockruf von US-Finanzminister Geithner werden, der demnächst großvolumig US-Staatsanleihen „verkaufen“ muss. Die FED hat schon die Bilanzsumme enorm durch Käufe von US-Hypotheken – und US-Staatsanleihen im Volumen von 2 Billionen USD ausgeweitet und will sie angeblich auch nicht verkürzen. Dieses Geld wandert auch in Aktien und Rohstoffmärkte, was zu „Bubbles“ führen kann (wie bei Silber).
Ein QE3 der FED wird es wohl allerdings nicht geben. Aber wer kauft dann amerikanischen Anleihen ab dem 30. Juni und wann wird Obama das vom IWF schon lange geforderte Sparprogram konkret beginnen und umsetzen? Obama braucht eine Arbeitslosenquote von unter 8% (z. Zt. noch 8,8%), um im nächsten Jahr wieder gewählt zu werden. Dies ist aber nur mit einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik zu erreichen. Wie aber kann man eine expansive Fiskalpolitik betreiben und dann sparen? Die logische Folge werden unübersehbare Konflikte werden. Im Juni kommen auch die Ergebnisse des europäischen Banken-Stresstest. Der Tanz in den Mai wird also ein Tanz auf dem Vulkan.
Solange aber die FED die Welt mit Liquidität überflutet und die Fundamentaldaten positiv sind, kann sich die Frühjahrsrallye fortsetzen. Damit könnte ein DAX von über 8000 und ein Dow Jones von über 13.000 Indexpunkten noch im Mai erreicht werden, denn die Bewertung ist in Deutschland noch niedrig.
Zu den Top-Performern unter den Weltbörsen befinden sich weiterhin die Börsen aus Südosteuropa, wobei die Börsen aus Bukarest, Belgrad und Sofia weiterhin chancenreich sind, wobei die Börse Bukarest zuletzt besonders gut performen konnte. Die anderen Börsen in Südosteuropa tendieren aber seit Februar seitwärts. Aber auch die Moskauer Börse und die Börsen aus Zentralosteuropa machen weiterhin viel Freude und können den DAX outperformen. Der tschechische Versorger CEZ könnte mittelbar vom Atomausstieg in Deutschland und den gestiegenen Strompreisen profitieren. CEZ stieg auf ein neues Jahres-Hoch von 38 € und performt weit besser als eine EON. Der RTS stieg aufgrund des auf über 113 USD/Barrel gestiegenen WTI-Ölpreises wieder auf über 2000 Indexpunkte, exakt 2020 Indexpunkte, was aber noch kein neues Jahres-Hoch bedeutet. Am 1. Mai ist auch in Moskau Feiertag und daher kein Börsenhandel.
Ab dem 1. Mai gibt es für Arbeitnehmer mit Ausnahme von Bulgarien und Rumänien keine Beschränkung bei der Freizügigkeit und der Arbeitsplatzwahl in Europa mehr. Man erwartet nun in Deutschland einen Zustrom von 50.000 bis 100.000 Personen aus Zentralosteuropa im Jahr, wobei aus Polen wohl die meisten Migranten kommen werden. Damit rücken West- und Osteuropa noch näher zusammen. Die besseren Arbeitsmöglichkeiten für Osteuropäer gibt es in Westeuropa, die bessren Investmentchancen gibt es hingegen weiterhin in Osteuropa.