In der EU darf bekanntlich alles pleite gehen - ausgenommen Banken und Bauern. Weil sie Einnahmeausfälle wegen EHEC haben, sollen sie jetzt entschädigt werden.
Wer ein herkömmliches Geschäft betreibt, der hat in der EU bekanntlich schlechte Karten, wenn er in eine existenziell bedrohliche Lage gerät - auch wenn sie unverschuldet ist. Fluggesellschaften mussten zum Beispiel die Milliardenverluste aus der Flugstopp wegen einer dubiosen Aschewolke letzte Jahr selbst bezahlen. Wenn jedoch Banken oder Bauern bedroht sind, sieht die Lage völlig anders aus. Die EU will jetzt betroffene Landwirte entschädigen.
Der Ausbruch von Ehec in Deutschland hat nach Angaben der EU-Kommission auch in anderen europäischen Ländern den Konsum von Salat oder Gemüse einbrechen lassen. Dies sei eine europaweite Krise, die eine europäische Lösung erfordere, sagte der Sprecher von EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos am Montag in Brüssel. Die EU-Agrarminister berieten daher auf einem Sondertreffen am Dienstag in Luxemburg über Möglichkeiten, die betroffenen Bauern zu entschädigen. Zahlen nannte der Sprecher allerdings nicht.
Außer den Landwirten, die als Mitglieder von Produktionsorganisationen Anspruch auf Ausgleichszahlungen in solchen Krisen haben, sollen auch nicht-organisierte Bauern unterstützt werden. Nach den EU-Regeln zu Staatsbeihilfen können Regierungen Betriebe bei Bedarf mit bis zu 7500 Euro unter die Arme greifen, ohne dass dies von der Kommission genehmigt werden müsste.
Die EU schickte inzwischen Experten nach Berlin, um die deutschen Behörden bei den Ursachenforschung zu unterstützen. Diese tappen nach wie vor im Dunkeln. Nach Gurken, Tomaten und Salaten wurden am Wochenende Sprossen als mögliche EHEC-Ursache ausgemacht. Doch das wurde jetzt von Wissenschaftlern widerlegt. Die ersten 23 untersuchten Sprossen-Proben aus einem norddeutschen Betrieb sind EHEC-frei, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Montag in Hannover mit.