Der Stress im Finanzsystem ist ablesbar an den Bankenkursen. Je größer die Schwierigkeiten bei den Finanzinstituten, desto dramatischer der Fall des Euro. Die finale Phase des Euro wird durch einen Verfall der Bankenkurse eingeleitet.
von Michael Mross
Der Kurs der Commerzbank Aktie ist gleichzeitig auch ein Indikator für die Richtung des Euros. Beide befinden sich seit Wochen auf Talfahrt. Die Commerzbank scheint sogar in Richtung Alltime Low zu fallen. Bald zählt das zweitgrößte Bankhaus zu den Pennystocks.
Trotz aller Beteuerungen: Die Lage bei den Banken spitzt sich zu. Das betrifft – wenn auch in abgeschwächter Form – den deutschen Bankenprimus: Die Deutsche Bank.
Die Verfassung der Bankenlandschaft spiegelt die Schwierigkeiten im Finanzsystem. Ein schwaches Bankensystem bedeutet gleichzeitig auch eine schwache Währung. Die Lage dürfte sich in Zukunft noch verschärfen.
Nicht nur, dass sich 2012 besonders die Südstaaten der Eurozone in einer Größenordnung von 500 Milliarden refinanzieren müssen. Auch die Banken brauchen frisches Kapital. Hier geistern noch einmal Zahlen von bis zu 200 Milliarden durch die Branche. Wer soll das bezahlen?
Ob Banken oder Staaten: eine Refinanzierung dürfte nur zu sehr viel höheren Konditionen über die Bühne gehen – wenn sie denn überhaupt möglich ist. Während die Südschiene bis zu 7% zahlen muss und damit der Staatsbankrott in greifbare Nähe rückt, dürfte es bei manchen Banken fast ganz unmöglich sein, frisches Kapital zu besorgen.
Damit zieht sich die Schlinge langsam zu. Staaten in Schwierigkeiten, Banken in Schwierigkeiten – wen wundert es da, dass der Euro fällt?
Internationale Investoren machen schon längst einen weiten Bogen um die Eurozone. Die Negativ-Schlagzeilen entfalten ihre Wirkung. Das Vertrauen ist verspielt. Da helfen auch keine Krisengipfel. Schon zu oft haben Politiker gezeigt, dass sie das Geldsystem nicht verstehen und durch ihre Handlungen die Krise sogar noch verschlimmern. Dieses Jahr dürfte deshalb das Jahr der Entscheidungen sein. Und diese Entscheidung ist an den Bankkursen ablesbar. Spätestens wenn die Commerzbank unter ein Euro fällt, dürfte die Gemeinschaftswährung in die finale Phase eintreten.