Rhodes zu Eurokrise: 500 Mrd. Euro reichen nicht für EFSF. „Allein Italien muss in diesem Jahr rund 307 Milliarden Euro refinanzieren. Das Vertrauen in den Bond-Markt muss zurückkehren.
William Rhodes, bis 2010 Senior Vice Chairman der amerikanischen Großbank Citigroup und Autor des Buches „Banker to the World“, wirft den Europäern schlechtes Krisenmanagement vor. „In Brüssel haben sie bis heute nicht die Mechanismen der internationalen Finanzmärkte begriffen“, sagt Rhodes, der sich in den Achtziger- und Neunzigerjahren einen Namen bei der Lösung der Schuldenkrisen in Lateinamerika und Asien machte, im WirtschaftsWoche-Interview.
Rhodes rät zu einer Ausweitung des europäischen Rettungsschirms EFSF. Die rund 500 Milliarden Euro die notleidenden Euro-Ländern darüber zur Verfügung gestellt werden, reichten nicht aus. „Allein Italien muss in diesem Jahr rund 307 Milliarden Euro refinanzieren. Das Vertrauen in den Bond-Markt muss zurückkehren. Vertrauen ist das Schlüsselwort: Wie schnell gewinnen die Krisenländer das Vertrauen der Märkte zurück? Das geht nur, wenn sie über genügend Liquidität verfügen und Reformen umsetzen. Das muss Hand in Hand gehen.“
Er sei aber zuversichtlich, „dass die Europäer sich zusammenraufen und der Euro überlebt, auch wenn die Zeit gegen sie läuft“. Bei der Euro-Rettung beschwört Rhodes die Führungsrolle der Bundeskanzlerin: „Angela Merkel ist so etwas wie die eiserne Lady Europas oder der deutsche Bismarck der Euro-Zone. Die Euro-Krise ist wieder so eine Zeit, in der Führungsqualität gefragt ist. Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Merkel muss alles tun, um die Rettungspläne voranzutreiben.“