Commerzbank braucht noch mehr Kapital. Nun ist von mindestens 6 Milliarden Euro die Rede. "Staatshilfe aber dennoch nicht nötig". - Moody's straft die Bank ab. Finanzkraft-Rating nur noch D+. Weitere Abstufungen wahrscheinlich. Eurohypo ist Faß ohne Boden.
Bei der Commerzbank wird's eng. Die Kapitallücke der Commerzbank fällt noch größer aus als gedacht. Ausserdem droht die Rating-Agentur Moody's mit einer Abstufung. Wie die „Welt“ aus gut informierten Kreisen erfuhr, rechnet das zweitgrößte Kreditinstitut inzwischen mit einem Kapitalbedarf von mindestens sechs Mrd. Euro. Bisher war von 5,3 Mrd. Euro die Rede. Hintergrund des Mehrbedarfs sind die derzeit laufenden Verhandlungen um einen Schuldenschnitt Griechenlands.
Die Rating-Agentur Moody's sieht wegen der anhaltenden Probleme der Immobilienfinanzierungs-Tochter Euro-Hypo die Kreditwürdigkeit des Mutterkonzerns in Gefahr und droht ihm mit einer Herabstufung seiner langfristigen Bonität. Sorgenkind ist und bleibt die Eurohypo, so Moody's: "Das belastet das Kreditprofil und die Stabilität - und damit die Ratings - der gesamten Commerzbank".
Moody's senkte das Finanzkraft-Rating der Commerzbank um eine Stufe auf "D+" von "C-" und drohte mit einer weiteren Herabstufung. Auch das Rating für nachrangige Verbindlichkeiten hat sich um eine Stufe auf "Ba1" verschlechtert. Die Agentur warnte, auch das stärker beachtete Langfrist-Rating von "A2" der Commerzbank sei in Gefahr - vor allem, wenn sich die Euro-Schuldenkrise noch einmal verschärfe.
Laut Moody's ist die Eurohypo ein Faß ohne Boden. Nur eine Abspaltung oder eine Abwicklung der Commerzbank-Tochter könnte die Situation der Mutter verbessern.
In den Büchern der zweitgrößten Bank Deutschlands wurden Ende des 3. Quartals die griechischen Anleihen mit 1,4 Mrd. Euro bewertet – obwohl die Bank die Papiere im Jahr 2011 bereits um knapp 50 Prozent nach unten korrigiert hat. Bei den Verhandlungen zwischen Griechenland und den privaten Gläubigern zeichnet sich jedoch ein weitaus höherer Abschlag ab. Allerdings hat die EBA im Stresstest einen Kapitalpuffer eingerechnet, der wegfällt, falls es zur vollständigen Abschreibung kommt. Rechnet man diesen Effekt gegen, schlägt die Zusatzbelastung mit über 900 Mio. Euro zu Buche.
Nach Informationen der „Welt“ kann die Bank auch die höhere Summe von sechs Mrd. Euro aus eigener Kraft stemmen. Mit 250 Mio. Euro sollen die Mitarbeiter zum Kraftakt beitragen: Die Bank Mitarbeitern anbieten, gegen einen Aufschlag ihre Boni in Aktien zu tauschen. Dabei handelt es sich um außertariflich angestellte, die nicht in der Investmentbank arbeiten. Die Aktien sollen keiner Halteverpflichtung unterliegen.
Zudem soll zumindest eine größere Beteiligung und möglicherweise auch kleinere Geschäftseinheiten veräußert werden. Dazu gehört die 15-Prozent-Beteiligung an der russischen Promsvyazbank. Damit könnte die Bank die Kapitalbasis um einen Betrag von 200 bis 300 Mio. Euro erhöhen. Das Geldhaus bereitet den Informationen nach auch vor, weiteres Nachrangkapital in Aktien zum Umtausch anzubieten. Eine derartige Transaktion hatte Ende 2011 bereits 700 Mio. Euro an hartem Kapital eingebracht. Hinzu kommen die bereits bekannt gegeben Maßnahmen: So will der Vorstand durch den Abbau von Risikoaktiva rund 2,7 Mrd. Euro Kapital freisetzen und rund eine Mrd. Euro Gewinn einbehalten. Ob die Allianz ihre Stille Einlage in Aktien tauscht, ist dem Vernehmen nach noch immer nicht fixiert. Eine Wandlung könnte weitere 750 Mio. Euro bringen. „Die Bank schafft es aber auch ohne die Allianz“, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. „Die Commerzbank braucht in keinem Szenario staatliche Stützung.“