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Stahl knickt ein

Stahlnachfrage in Europa knickt ein. Stahlhändler KlöCo erwartet bis zu fünf Prozent Minus. Vorstandschef Rühl: „Lage bedrohlicher als 2008“.

 

Der größte unabhängige Stahlhändler Europas, Klöckner & Co, sieht in der aktuell steigenden Stahlnachfrage nur ein kurzes Zwischenhoch. „In Europa gehen wir nur von einem kurzzeitigen Aufschwung aus“, sagte Vorstandschef Gisbert Rühl der Financial Times Deutschland (Montagsausgabe). Die Kunden füllten zwar ihre Lager zurzeit wieder auf, blieben aber vorsichtig. „Wir richten uns darauf ein, dass die Stahlnachfrage in Europa in diesem Jahr um bis zu fünf Prozent sinkt, es kann aber noch schlimmer kommen“, sagte Rühl.

Als einer der ersten Manager hatte Rühl im vergangenen Sommer vor einer drohenden Rezession in Europa gewarnt. „Unsere Befürchtungen haben sich bestätigt, dass wir in Europa in eine rezessive Phase hineinlaufen“, sagte der 52-Jährige jetzt. Er ist davon überzeugt, dass auch Branchen, die im vierten Quartal noch gute Auftragseingänge hatten, nun deutlich spürbare Rückgänge sehen werden. Dies sei vor allem eine Folge der Staatsschuldenkrise. „Die Unsicherheit auf den Kapitalmärkten ist vermutlich zurzeit noch größer als 2008“, meint Rühl. Damals habe es mit der Rekapitalisierung der Banken immerhin eine zeitnahe Lösung gegeben. Heute hingegen zeichne sich noch kein Ende der Schuldenkrise ab. „Die Situation ist daher jetzt bedrohlicher“, so Rühl.

Seine Vorhersage für 2011 hatte der KlöCo-Chef bereits revidiert und erwartet nun nur noch ein leicht positives Ergebnis oder eine schwarze Null. Der Umsatz soll laut Prognose um 35 Prozent wachsen. 2010 lag er bei 5,2 Mrd. Euro.

Schon im September hatte Rühl dem Konzern ein Sparprogramm auferlegt, das die Kosten um 70 Mio. Euro senken soll. Nun konkretisierte Rühl erstmals, wie viele der aktuell 11577 Arbeitsplätze bei KlöCo wegfallen: „Insgesamt werden wir unser Personal um sechs Prozent reduzieren“, sagte Rühl. In Europa werde sogar fast jede zehnte Stelle gestrichen. Darin seien auch die Jobs enthalten, die durch den Verkauf von Randgeschäften verloren gingen. „Dabei lassen sich – in allerdings geringem Umfang – betriebsbedingte Kündigungen nicht vermeiden“, so Rühl. Besonders stark betroffen sei die Zentrale in Duisburg: Dort wird jede fünfte Stelle überflüssig. Bis Ende Juni soll das Sparprogramm umgesetzt sein.

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