Westerwelle: Zugang zu Rohstoffen notfalls mit Waffengewalt sichern: „Die Wahrnehmung wirtschaftlicher Interessen, auch die Wahrnehmung von Rohstoff-Interessen, muss Teil unserer strategischen Überlegungen sein."
Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat eine neue Diskussion über die Sicherung der Rohstoffversorgung Deutschlands angestoßen. „Die Wahrnehmung wirtschaftlicher Interessen, auch die Wahrnehmung von Rohstoff-Interessen, muss Teil unserer strategischen Überlegungen sein. Ich wundere mich, dass der von mir befürwortete Einsatz unserer Bundeswehr-Soldaten gegen Piraterie von einigen im Bundestag moralisch als nicht gerechtfertigt hingestellt wird“, sagt Westerwelle in einem Interview mit der WirtschaftsWoche. „Es ist richtig, dass wir unseren Beitrag leisten, die internationalen Handelsstraßen zu schützen.Das sind strategische Interessen, es wäre falsch, sie nicht wahrzunehmen.“
Natürlich müsste zunächst die Diplomatie versuchen, Konflikte zu lösen. „Aber dort, wo man diplomatisch nicht weiterkommt, wie beispielsweise bei Terrorismus und Piraterie, bleibt u! ns nichts anderes übrig, als auch mit Waffengewalt unsere Seeleute zu schützen. Dass wir wegen der Rohstoffe mit der Bundeswehr in Afghanistan seien, ist Unsinn. Aber dass wir in Afghanistan die Förderung von Rohstoffen unterstützen, um dem Land Einnahmen und eine gute Zukunft zu sichern, das ist wahr“, erklärt der Bundesaußenminister im Interview mit der WirtschaftsWoche.
Westerwelle betont zwar, „der Sinn von Diplomatie ist ja, Kriege zu verhindern“. Er bekennt sich aber auch dazu, die vom ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler angestoßene Diskussion endlich fortsetzen zu wollen: „Politik und Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft müssen darüber diskutieren, ob und mit welchen Mitteln wir unsere wirtschaftlichen und Sicherheitsinteressen schützen wollen“, so Westerwelle. „Es ist höchste Zeit, über die Grundlagen von Frieden, Freiheit und Wohlstand und über unsere strategischen Prioritäten zu reden.“