Gestern noch war der Internationale Bankenverband extrem pessimistisch, ob der GR-Haircut freiwillig angenommen wird. Heute dagegen gab es wieder optimistischere Töne. Der Countdown läuft. High Noon ist dieses Mal um 21 Uhr. Um 18:30 war eine Quote von 75% erreicht.
Wenige Stunden vor Ablauf der Tauschfrist griechischer Anleihen für private Gläubiger mehren sich die Anzeichen für einen Erfolg des Schuldenschnitts. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Demzufolge sagte der Geschäftsführer des Internationalen Bankenverbandes IIF, Charles Dallara, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro, er erwarte eine sehr hohe Beteiligung. Es sei aber noch unklar, ob eine Annahme-Quote von 90 Prozent erreicht werde.
Der italienische Ministerpräsident Mario Monti sagte in Belgrad, mehr als 60 Prozent der privaten Gläubiger hätten ihre Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert. "Der Privatsektor bewegt sich auf das Niveau von 65 Prozent zu, womit eine Lösung nahe ist."
Wenn die Annahmequote von 90% nicht erreicht wird, kommt es zu einem Zwangsschuldenschnitt. Dies allerdings wäre dann auch ein so genanntes "Kreditereignis" vor dem die Finanzwelt panische Angst hat. Die Folgen für den Euro wären laut Experten desaströs. Viele Banken haben sich zum freiwilligen Verzicht auf rund 53% der Schulden bereit gefunden. In Deutschland sind fast alle Institute mit dabei neben der Deutschen Bank auch die Commerzbank, welche über ihre Tochter Eurohypo neben der HRE die meisten Griechen-Papiere im Depot hat.
Gestern allerdings äußerte sich Europas größter Griechen-Gläubiger, die französische BNP-Paribas eher skeptisch, ob die Freiwilligben-Quote erreicht wird. Josef Ackermann warnte Medien zufolge vor einem Scheitern des freiwilligen Schuldenschnitts und sprach von unübersehbaren Schäden in Höhe von einer Trillion Euro. Diese von einigen Medien verbreitete Meldung war allerdings falsch, denn Ackermann sprach in englisch. In dieser Sprache bedeutet "1 Trillion" auf deutsch "1 Billion" - was allerdings auch viel Geld ist.
Update 18:30
Der Schuldenschnitt für Griechenland scheint näher zu rücken. Wie es am Donnerstagabend aus Athener Regierungskreisen verlautete, beteiligen sich mehr als 75 Prozent der privaten Gläubiger an der "freiwilligen Enteignung".
Athen hatte zuvor dieses Marke ausgesetzt, um einen Schuldenschnitt erfolgreich umsetzen zu können. Die endgültige Frist für eine Beteiligung am Schuldenschnitt läuft um 21 Uhr ab. Der Schuldenschnitt wäre bei einer Beteiligung von 90 Prozent der Gläubiger gesichert. Bei einer schwächeren Beteiligung oberhalb von 66 Prozent könnte Athen sogenannte Umschuldungsklauseln in den Anleihenverträgen aktivieren und das Tauschangebot somit für alle Gläubiger verbindlich machen. Am Freitag wollen die Euro-Finanzminister endgültig über das 130 Milliarden Euro schwere Hilfspaket für Griechenland entscheiden.