Auf der Hauptversammlung stimmte die Commerzbank ihre Aktionäre auf magere Zeiten ein. Die Gehälter der Vorstandsetage sollen jedoch kräftig angehoben werden. Das ist ein Skandal. - Vage Versprechen für die Zukunft.
von Michael Mross
Die Geschäfte laufen mies, der Staat hält immer noch ein Anteil und trotzdem erlaubt sich der Vorstand der Commerzbank einen großen Schluck aus der Gehaltpulle. Ohne Rücksicht auf Ansehen und Verluste genehmigen sich die Bank-Bosse eine kräftige Gehaltserhöhung und finden das auch noch gerechtfertigt. Zur Erinnerung: In den letzten drei Jahren stürzte der Aktienkurs von über 20 Euro auf 1,10 - nicht gerade eine Glanzleistung des Vorstands. Totales Versagen auf allen Ebenen. Ohne staatliche Rettung wäre die zweitgrößte Bank Deutschlands pleite.
Trotzdem greift der Vorstand in die Vollen und tut so, als wenn nichts wäre. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller verteidigte sogar, dass Blessing und seine Vorstandskollegen nach vier mageren Jahren 2012 wieder deutlich mehr Gehalt kassieren. Es handele sich nicht um eine Gehaltserhöhung, sondern "lediglich um die Einsetzung des regulären Gehalts", betonte Müller. Die Bank müsse eine dauerhaft wettbewerbsfähige Vergütung bieten.
Mehr Geld wofür? Dafür, dass die Aktie nun bei 1,40 steht? Mit stabilen Zahlen kann die Bank derzeit immer noch nicht aufwarten. Stattdessen vage Versprechungen für die Zukunft, die auch schon in der Vergangenheit nicht eingehalten wurden. Immerhin wurde für 2012 eine Dividende versprochen. Daraus wurde bekanntlich nichts.
Blessing machte den Aktionären dennoch Hoffnung auf bessere Zeiten: Das Management strebe "für das Geschäftsjahr 2013 auch wieder eine Dividende an". Zwischen "Anstreben" und Wirklichkeit klaffte bereits in der Vergangenheit eine breite Lücke. Es darf deshalb bezweifelt werden, ob es wirklich gelingt, für 2013 eine Dividende zu zahlen.
Die Bankenkrise und die Euro-Krise ist jedenfalls weit davon entfernt, gelöst zu werden. Der gesamte Bankensektor ist gerade in den letzten Wochen wieder unter Beschuss geraten. Selbst der Kurs des Banken-Primus, Deutsche Bank, taumelt. Wie die Commerzbank unter diesen Umständen gesunden will, bleibt rätselhaft.