Union und Top-Ökonomen kritisieren Sinn-Brief scharf. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe: "Kritiker sollen keine Ängste schüren". Peter Bofinger: "Schlimmste Stammtisch-Ökonomie".
Der offene Brief von Ökonomen um Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sorgt für Kritik in Politik und unter Top-Ökonomen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe warnt die kritischen Wirtschaftswissenschaftler vor Panikmache. Die Union nehme zwar die Sorgen in der Bevölkerung und die Kritik aus der Wissenschaft sehr ernst, sagte Gröhe der Financial Times Deutschland (Onlineausgabe). Er fügte aber hinzu: "Kritiker sollten sich nicht an einem bewussten Zerrbild unserer Politik abarbeiten und Ängste in der Bevölkerung schüren." Für die Union gelte weiter: "Haftung und Kontrolle gehören zusammen. Dies hat die Bundeskanzlerin auch auf dem Brüsseler Gipfel durchgesetzt. Deshalb kann eine direkte Hilfe für die Banken überhaupt nur nach Schaffung einer schlagkräftigen europäischen Bankenaufsicht und unter strengen Auflagen erfolgen", so Gröhe.
Von Top-Ökonomen kommt ebenfalls teils harsche Kritik an dem Brief. "Das ist schlimmste Stammtisch-Ökonomie", sagte Peter Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung, der FTD. "Deutsche Ökonomen sind gut im Jammern - das ist in der aktuellen Lage aber absolut kontraproduktiv", so Bofinger. "Der Job von Wissenschaftlern ist, zu prüfen, welche Banken in Italien und Spanien systemisch relevant sind. Da kommt von deutschen Ökonomen aber überhaupt nichts", so Bofinger.
Auch Dennis Snower, Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, kritisierte den Aufruf: "Der Aufruf schürt lediglich Ängste und zeigt keinen einzigen Weg zur Lösung der Probleme auf. Darüber hinaus schadet der er dem Ansehen Deutschlands in Europa", sagte Snower der FTD. Gustav Horn, Chef des Düsseldorfer Forschungsinstituts, fügte gegenüber der FTD hinzu: "Die Sprache dieser Ökonomen stößt mich ab. Sie ist geprägt von nationalen Klischees und einem latenten Nationalismus aus PR-Gründen. Ich schäme mich, dass so viele Kollegen ein solches Dokument unterzeichnen. Das wirft kein gutes Licht auf unsere Zunft."