Unabhängig vom Ukraine-Krieg hat auch die sonstige Asylzuwanderung in Europa und Deutschland im ersten Quartal des laufenden Jahres deutlich zugenommen. Laut Zahlen der EU-Asylagentur EASO, über welche die "Welt" berichtet, wurden insgesamt 89 Prozent mehr Asylanträge (168.264) im Zeitraum 1. Januar bis 20. März in Europa gestellt als im Vorjahreszeitraum. Obwohl die Anträge von Ukrainern um das Neunfache stiegen, waren es nur 18.932. Die hunderttausenden Flüchtlinge aus dem von Russland angegriffenen Staat beantragen selten Asyl, weil sie die Möglichkeit haben, einen temporären Schutztitel für Bürgerkriegsflüchtlinge in den EU-Staaten zu erhalten.
Abzüglich der 18.932 Ukrainer war im ersten Quartal ein Anstieg von 68 Prozent der Asylanträge in der EU zu verzeichnen. Die Daten stammen aus einem vertraulichen Überblickspapier der EASO an die Migrationsbehörden der Mitgliedstaaten, über das die "Welt" berichtet. Die Asylagentur verweist darauf, dass es sich um vorläufige Zahlen handelt, die auf der Zusammenzählung der wöchentlich übermittelten Daten der Mitgliedstaaten beruhen. Die Hauptherkunftsstaaten der Antragsteller waren Afghanistan (21.256, +129 Prozent), Ukraine und Syrien (16.575, -zwei Prozent). Gefolgt von Venezuela (10.749) und Kolumbien (7.753), die Südamerikaner fliegen meist visumbefreit nach Spanien und beantragen dort Asyl.
Vor allem deswegen hat sich Spanien im ersten Quartal zum zweitwichtigsten Zielstaat für Asylbewerber in der EU entwickelt (24.570), gefolgt von Frankreich, Italien und Österreich. Das beliebteste Land für Asylbewerber in der EU bleibt Deutschland. Hier gab es laut den EASO-Zahlen 36.489 Asylanträge bis zum 20. März, 56 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hauptherkunftsstaaten waren Afghanistan, Syrien, der Irak, die Türkei und Georgien. Auf den Mittelmeerrouten wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres 45 Prozent mehr Ankünfte festgestellt. 19.652 waren es laut den EASO-Zahlen bis 20. März 2022 und im Vorjahreszeitraum 13.515.
Foto: Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, über dts Nachrichtenagentur