Diese Große Koalition, das ist gewiss, wird nur ein kurzes Leben haben, falls sie überhaupt zustande kommt. Die Dinge entgleiten den Berliner Dilettanten.
DK | Stundenlang habe man sich angeschwiegen, selbst Ministerpräsidenten hätten sich irgendwann in der Nacht irgendwo auf den Boden gelegt und geschlafen, während andere noch am Tisch gesessen und weiter geschwiegen hätten.
Wenn es stimmt, was CSU-Chef Horst Seehofer über den Ablauf der Koalitionsverhandlungen in Berlin erzählt, dann haben wir es nicht mehr mit verantwortungsbewusst handelnden Menschen, sondern mit einer Selbsterfahrungsgruppe zu tun, deren psychisch schwer gestörte Teilnehmer sofort in ärztliche Behandlung gehören und nicht auf die Regierungsbank im Reichstagsgsgebäude.
Und wenn Martin Schulz, der vor seinem Amtseid schon von der Fahne gegangene desginierte Außenminister wirklich kein Alkoholproblem mehr haben sollte, dann ist Größenwahn noch der kleinere Teil eines schwerwiegenden Problems.
Diese Große Koalition, das ist gewiss, wird nur ein kurzes Leben haben, falls sie überhaupt zustande kommt. Die Dinge entgleiten den Berliner Dilettanten. Kanzlerin Angela Merkel liegt längst nicht mehr wie eine Bleiplatte über dem Land, selbst in der CDU sind erste Erschütterungen spürbar. Die SPD setzt ihren Weg in den Untergang kompromisslos fort.
Die Systempresse hat Mühe, aus dem Koalitionsbildungsdebakel eine positive Sicht zu ziehen. Die Westdeutsche Allgemeine (WAZ) versucht es trotzdem, indem sie den Druck der SPD-Basis, der Schulz zum Rückzug verleitete, als „Musterbeispiel gelernter Basisdemokratie“ bezeichnet.
Realistisch urteilt hingegen der Münchner Merkur: „Eine neue Regierung lebt stets auch von der Aufbruchstimmung, die sie erzeugen kann, und vom Vertrauensvorschuss der Bürger. Für das Kabinett Merkel IV ist hier wenig Gutes zu erhoffen. Die Stimmung ist total im Eimer, noch bevor das neue Kabinett im Amt ist. Und der erste Minister tritt zurück, noch bevor er seinen Eid ablegen konnte.
Mit letzter Kraft schleppt sich die GroKo an den Start. Die Explosion der Unzufriedenheit verschuldet haben die Politiker selbst. Nicht nur Schulz hat sein Wohl über das der Partei gestellt. Auch Angela Merkel hat die Erneuerung ihrer Partei systematisch verhindert, um selbst alternativlos zu bleiben. Schulz hat die SPD ruiniert. Merkel die CDU. Auch für sie wird es Zeit, Platz zu machen für den Neuanfang.“
Aus landsmannschaftlicher Verbundenheit hat der Münchner Merkur wohl vergessen zu erwähnen, dass Horst Seehofer dabei ist, die CSU zu ruinieren. Das Blockparteien-System hat abgewirtschaftet.