Bombenstimmung in deutschen Medien wegen Syrien. Ein einzelner Luftschlag sei nicht ausreichend, schreibt z.B. die WELT. Maas und Merkel stehen voll hinter dem Angriff während die Presse für einen weitreichenden Krieg trommelt.
Die WELT:
Es kann sein, dass ein Krieg trotzdem geführt werden muss. Doch dann darf er nicht mit einem so plumpen wie hilflosen einzelnen Symbolschlag beginnen, der weder die Russen noch Assad beeindrucken wird.
Der politisch-mediale Komplex trommelt gegen Syrien. Mit einem angeblichen Giftgasangriff in Syrien, für den es keine Beweise gibt und der alle Kennzeichen einer Provokation trägt, rechtfertigen deutsche Medien einen möglichen Krieg, der zehntausende, wenn nicht Millionen Tote fordern würde.
Allen voran hat sich Außenminister Heiko Maas in der Syrien-Frage hinter Frankreichs Präsident Macron gestellt und militärische Mittel gerechtfertigt. "Ich bin kein Pazifist", sagte er dem Spiegel. "Ich habe aus der besonderen deutschen Geschichte die Schlussfolgerung gezogen, dass es leider auch Momente geben kann, in denen als Ultima Ratio militärische Mittel eingesetzt werden müssen."
Die WELT
Die Welt fordert, man solle „das Assad-Regime mit einem Waffengang auslöschen“ und „mit Hunderttausenden von Soldaten“ nach Syrien ziehen, um „im schlimmsten Fall gegen Russen und Iraner zu kämpfen“.
Das erinnert nicht nur sprachlich an Hitler und Goebbels, die ihre Kriegsziele ebenfalls mit Vokabeln wie „auslöschen“ und „vernichten“ beschrieben. Auch inhaltlich ist es durchaus mit Hitlers verbrecherischen Wahnsinnsplänen vergleichbar. Der Kampf von Hunderttausenden amerikanischen und europäischen Soldaten „gegen Russen und Iraner“ würde unvermeidlich zu einer nuklearen Konfrontation führen, die die Menschheit kaum überleben dürfte.
Das Zitat stammt aus einem Kommentar von Jacques Schuster, der am Donnerstag in der Welt erschien. Unter der Überschrift „Ein Krieg dürfte nicht mit einem plumpen Symbolschlag beginnen“ fordert der Chefkommentator der Welt-Gruppe: „Assad muss weg!“
Gegen einen Militärschlag sei nichts einzuwenden, schreibt Schuster. Die Lehre der Geschichte sei nicht „Nie wieder Krieg!“, sondern „Nie wieder Aggression!“ Es gebe Augenblicke, in denen ebendiese Aggression „mit Gewalt beantwortet werden muss – sei es von Trump oder Macron“.
„Krieg gegen Assad“, so Schuster, „sollte mit einem Ziel und der Frage geführt werden: Lässt sich das Assad-Regime mit einem Waffengang auslöschen? Sind Amerikaner und Europäer bereit, dafür mit Hunderttausenden von Soldaten in dieses Land zu ziehen und im schlimmsten Fall gegen Russen und Iraner zu kämpfen?“
Die ZEIT
Carsten Luther fordert in der Zeit: „Der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien darf nicht ohne Folgen bleiben.“ Er lobt US-Präsident Donald Trump, der „ganz richtig festgestellt“ habe: „Wer so etwas tut, muss einen ‚hohen Preis‘ bezahlen, damit er es nicht wieder tut.“ Gewalt bleibe zwar „das letzte Mittel. Aber ohne geht es manchmal nicht.“
Zynisch greift der Zeit-Redakteur den „naiven Pazifismus“ und den „seligen Nationalismus“ an, „der vom Völkerrecht immer nur das Lieblingsprinzip vor sich herträgt: nicht einmischen“. „Damit das Weltbild passt“, werde dann „noch schnell auf die imperialistischen USA geschimpft“.
Wie die "Welt" hält auch die "Zeit" Luftschläge nicht für ausreichend. Es stehe zu befürchten, schreibt Luther, dass diese nicht „der Anfang einer robusteren Strategie des Westens für diesen Krieg“, sondern „nur der Ersatz für eine“ seien. Die Forderung nach einem Eingreifen der internationalen Gemeinschaft sei „nicht mit einer einmaligen überschaubaren Intervention erfüllt“.
FAZ
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung überbietet selbst noch die Provokationen der Welt. Ihr Herausgeber Berthold Kohler warf Assad am Donnerstag vor, er habe „mit Hilfe des Kremls“ eine syrische Stadt nach der anderen zurückerobert, „indem er sie in Schutt und Asche legte oder in Gaskammern verwandelte“.
Als wäre das Vorgehen der syrischen Regierung in einem Bürgerkrieg, in dem vom Westen unterstützte, finanzierte und bewaffnete islamistische Milizen mit großer Brutalität gegen die Zivilbevölkerung wüten, mit dem industriellen Massenmord der Nazis vergleichbar.
taz
Auch die Grünen-nahe taz stellt sich hinter die Kriegspläne. „Natürlich sollten schwere Menschenrechtsverletzungen im syrischen Bürgerkrieg bestraft werden“, kommentierte am Donnerstag Beate Seel. Sie kritisiert, ähnlich wie Zeit und F.A.Z., das Fehlen einer „Strategie für die Zeit danach“. Nur kleidet sie diese Strategie in taz-üblicher Weise in Phrasen über einen von der UNO überwachten Waffenstillstand und einen „wie auch immer gearteten Friedensprozess“.
Doch am Ende macht sie klar, dass es auch ihr darum geht, die Kontrolle über die rohstoffreiche und strategisch wichtige Region des Nahen und Mittleren Ostens zu verteidigen.