Brüssel veröffentlichte heute das Ergebnis des Eurobarometers. Demnach war die EU noch nie so beliebt wie heute - besonders bei den Deutschen.
Ein Akt peinlicher Selbstbeweihräucherung: Ein Jahr vor der Europawahl ist die Zustimmung der Europäer zur EU angeblich auf Rekordhoch. Das fanden die EU-Bürokraten in ihrem "Eurobarometer" heraus. Wie das zustande kommt, bleibt im Dunkeln. Die Ergebnisse sind jedoch hervorragend.
Mehr als zwei Drittel der EU-Bürger und 75 Prozent der Deutschen sind demnach angeblich der Ansicht, dass ihr Land von der EU-Mitgliedschaft profitiert. In Deutschland sind 72 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihr Wort in der EU Gewicht hat. Das geht aus dem "Eurobarometer" hervor, das am Mittwoch in Brüssel veröffentlicht wurde. Der Wert ist der höchste seit 1983. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EU (damals EG – Europäische Gemeinschaft) noch deutlich weniger Mitgliedstaaten.
Zu den heute veröffentlichten Ergebnissen der EU-weiten Bürgerbefragung („Eurobarometer“) kommentiert Marcus Pretzell, MdEP (Blaue Partei), ENF-Fraktion:
„Wenn die große Mehrheit der Bürger auf die Frage, was denn der positivste Aspekt der Europäischen Union sei, mit ‚Frieden‘ und ‚Reisen ohne Grenzen‘ antwortet, ein Drittel aber nur die politische oder ökonomische Kraft der Gemeinschaft aufführt und knapp zehn Prozent meinen, nichts sei an diesem aufgeblähten Gebilde von Vorteil, stehen die in den Blättern vermeldeten Jubelzahlen schnell in einem anderen Licht da.
Andere, erhellende Themengebiete, werden ob mieser Zahlen doch gleich ausgeblendet: Die Antwort auf die Frage nach dem vorherrschenden Gefühl, das die EU bei den Bürgern hervorruft, wollte man zuletzt 2005 wissen. ‚Angst‘ hatten etwa 40 Prozent der Österreicher, 35 Prozent der Schweden und Franzosen misstrauten Brüssel. Und wie viele tatsächlich meinen, die Westbalkanländer, Ukraine oder die Türkei müssten in die EU aufgenommen werden, werden wir leider nicht mehr erfahren. Zuletzt fragte man 2010 danach – mit für Erweiterungsfanatiker mehr als enttäuschenden Ergebnissen.
An der Aussagekraft der neuen Resultate sollte man also tatsächlich zweifeln. Eine Mehrheit der Bürger erkennt an, von der EU in irgendeiner Art und Weise profitiert zu haben. Daraus eine generelle und mehrheitliche Zufriedenheit mit dem System abzuleiten, ist falsch.“