Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, hat vor einer anhaltend hohen Terrorgefahr in Deutschland gewarnt. "Die Terror-Gefahr ist unverändert hoch. Das zeigt die nach wie vor steigende Zahl der islamistischen Gefährder", sagte Münch der "Bild" (Donnerstagsausgabe).
"Auch wenn der sogenannte Islamische Staat im Nahen Osten kaum noch über Territorium verfügt, sind viele derer, die ausgereist sind, um zu dort zu kämpfen, ja noch immer vorhanden. Sie sind nicht nur im Umgang mit Waffen und Sprengstoffen ausgebildet, sondern durch ihre gemeinsamen Aufenthalte in Kampfgebieten bestens miteinander vernetzt."
Zudem rufe der IS seine Anhänger "nach wie vor dazu auf, weiche, zivile Ziele mit allen Mitteln anzugreifen". Mehr als 400 Gefährder halten sich derzeit laut BKA in Deutschland auf. "Von diesen rund 400 Personen sitzt über ein Drittel im Gefängnis", sagte Münch. "Außerdem führt die Polizei zurzeit rund 1.000 Strafverfahren im Bereich des islamistischen Terrorismus.
Mit anderen Worten: Wir halten den hohen Strafverfolgungsdruck gegen die islamistische Szene aufrecht. Bei uns steht das Thema islamistischer Terrorismus ganz oben auf der Agenda."
Eine besondere Gefahr gehe daher von Einzeltätern aus. "Aktuell registrieren wir eine hohe Gefahr durch ein propagandistisch sehr aktives Umfeld von IS-Sympathisanten, die teilweise sehr aggressiv zu Einzeltäter-Aktionen aufrufen." Die Fähigkeit zu größeren, komplexen terroristischen Angriffen wie in Paris oder Brüssel sei durch den Ermittlungsdruck der Polizei aber zurückgegangen. Das BKA sieht derzeit "keine große Welle von Rückkehrern" von IS-Anhängern aus dem Nahen Osten.
Etwa ein Drittel der mehr als 1.000 zum Islamischen Staat ausgereisten Kämpfer befinde sich inzwischen wieder in Deutschland. Rund 170 von der Ausgereisten "werden nicht mehr zurückkehren, weil sie nach unseren Informationen umgekommen sind. Außerdem konnten inzwischen Personen in Syrien und im Irak festgenommen werden", sagte der BKA-Präsident weiter.
Foto: Polizei in einer Fußgängerzone, über dts Nachrichtenagentur