Berichte zu Übergriffen bei der ARD sind nur die berühmte Spitze des Eisbergs. Tatsächlich kam es in der Vergangenheit zu massiven Belästigungen von Frauen. Täter wurden nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern befördert.
"Das ARD Studio Warschau war die Hölle", berichtet eine Mitarbeiterin, die anonym bleiben will. Nachdem die Übergriffe auf Frauen dort immer offensichtlicher wurden, wurde der Täter nicht etwa zur Rechenschaft gezogen - sondern versetzt, sagt eine Insiderin.
Das hatte offenbar System - nicht nur bei ARD, sondern auch beim ZDF. So konnten Täter - wie in einem Fall geschehen - gar über Jahrzehne ihr Unwesen treiben, während ARD und ZDF rührselige Beiträge zur #MeToo-Debatte sendeten.
Eingeweiht in einzelne Taten und Täter waren Redaktiosleiter und mutmaßlich sogar Chefredakteure. Doch sie schwiegen. Ein Freifahrtschein für die Täter.
Frauen klagen an: Die Machtstrukturen öffentlich-rechtlicher Anstalten gleichen einem Schweigekartell, das Übergriffe auf Frauen begünstigt. Jahrzehntelang schauten Chefs dem Treiben tatenlos zu.
Das "Alpha Tier" vom WDR
Leitender WDR Redakteur zu Praktikantin laut Zeugenaussage: „Das Alpha-Tier hat Sehnsucht nach Dir".
Waren die Frauen nicht zu Diensten, fürchteten sie um ihre Aufträge (bei "freien Mitarbeitern") oder mussten um ihre Karriere bangen (Volontärinnen, Praktikantinnen) - wie Betroffene berichten.
Das war offenbar seit Jahrzehnten so. Und wer verbirgt sich hinter "Alpha-Tier", der beim WDR schon seit Jahrzehnten Frauen in Angst und Schrecken versetzt? Auch heute verschweigen die öffentlich-rechtlichen die Täter, nicht nur den des "Alpha-Tiers", über dessen Machenschaften Correctiv berichtet:
Wie ein Fall von sexueller Belästigung beim WDR ohne Konsequenzen blieb
Kein Einzelfall, sondern System
Was die Betroffene bei Correctiv erzählt ist kein Einzelfall, es ist System. Ein anderes Opfer berichtet:
"Endlich, auch wenn es viel zu lange gedauert hat, bis diejenigen, neben denen ein Herr Wedel noch ein bescheidener Fall ist, ins Visier geraten sind. Schon zu Beginn der ganzen me too Debatte, habe ich in unterschiedlichen Medien versucht darauf hinzuweisen, wo die meisten Vergehen dieser Art vorkommen: in den ö.r. Anstalten.
Es gibt in diesem Land keinen privaten Filmproduzenten, der auch nur annähernd soviel Macht besitzt wie die Fernsehanstalten, und deswegen auch niemand, der so unbeobachtet und ungestraft sexuelle Übergriffe jeder Art garantiert.
Ich selbst habe als freie Produzentin und Regisseurin fast 30 Jahre lang mit den ö.r. Anstalten zusammengearbeitet, vorwiegend mit dem WDR. Und mir sind dort, als auch in anderen Anstalten, wie dem SWR und dem ZDF immer wieder sexuelle Belästigungen begegnet.
Ich habe mir keine davon ohne sofortigen Protest den Belästigern gegnüber gefallen lassen, wusste aber auch, dass ich damit ein hohes Risiko eingehe und in einigen Fällen auch die Folgen meines Protestes tragen musste.
Es gab aber vor 40 Jahren keine Instanz, bei der man sich hätte beklagen, oder Konsequenzen hätte einfordern können und es gibt sie auh heute noch nicht.
Frauen als Freiwild bei ARD + ZDF?
Jede Frau, die mit diesen Anstalten zu tun hatte weiß, dass man dort vollkommen ungeschützt solchen Angriffen ausgesetzt war und immer noch ist. Gerade das Getöse aus diesen Anstalten im Zusammenhang mit der Wedel-Debatte, dass sie nun interne Unterschungen anstellen würden, hat nicht nur bei mir Wut und Hohngelächter ausgelöst.
Es wird wirklich höchste Zeit, dort, aber vor allem aber bei Frauen Fragen zu stellen, die sich wie ich längst von dieser "Zusammenarbeit" verabschiedet haben, was sie darüber wissen und über Jahrzehnte, erfahren haben. Ich weiss von seriösen Journalisten, dass es genug Informationen über die heutigen Zustände dort gibt. Aber außer euch hat bisher keiner den Mut gehabt, darüber zu berichten.
Denn eines darf man nicht vergeßen. Es gibt keinen Film, ob im Dokumentarfilmbereich oder in Bezug auf große Spielfilme, die ohne die ö.r. Anstalten zustande kommen. Und diese Macht wird dort gnadenlos ausgenutzt. Wo sollte sich denn eine Frau beschweren? Bei ihrem Produzenten? Der davon lebt und darauf angewiesen ist, mit diesen Anstalten zusammen zu arbeiten? Beim Regisseur, für den das selbe zutrifft. Beim Intendanten?
Das versuchen Sie mal, da werden sie mit der ganzen Arroganz der Macht konfrontiert und können sich gleich Obdachlos melden.
Nein, hier sind Machtstrukturen wirksam, wie in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich in diesem Land. Nicht zu vergessen, die Vernetzung aller ARD-Anstalten.
Jede Frau, die den Mut hat, dazu etwas zu sagen, wird nie wieder ihren Beruf ausüben können, NIRGENDS. Damit es nicht so weit kommt, dass einer dieser Intendanten, der Aufklärung - bei anderen wohlgemerkt - versprochen hat, auch noch mit einem Preis für Zivilcourage bedacht wird, solltet ihr weiter recherchieren. Der WDR-Praktikantin ein großes Dankeschön!"