MeToo WDR: Der Skandal um sexuelle Belästigungen beim WDR weitet sich aus. Nach der "Alpha-Tier"-Affäre sollen bei der ARD-Anstalt auch Chefs übergriffig geworden sein - ohne dass es zu Konsequenzen kam.
Die Vorwürfe zu sexuellen Belästigung beim WDR hören nicht auf. Nach der "Alpha-Tier"-Affäre sowie Übergriffen eines anderen Korrespondenten soll nun sogar ein Mann in Führungsposition gleich mehrere Frauen bedrängt haben. Darüber berichten „stern“ und "Correctiv" am Donnerstag.
Mehr noch: Einige Frauen wurden auch aus bedeutenden Entscheidungen ausgeschlossen wenn sie sich nicht gefügig zeigten. Ihre Beschwerden blieben ohne Folgen.
Nachdem CORRECTIV und der „stern“ zwei Fälle sexueller Belästigung und des Machtmissbrauchs enthüllt haben, will der WDR jetzt alte Fälle aufarbeiten. Neue Recherchen von CORRECTIV und „stern“ zeigen, dass vor eineinhalb Jahren einem weiteren ranghohen Mitarbeiter im WDR-Kosmos schwere Vorwürfe gemacht wurden. Ein entsprechendes Beschwerdepapier liegt CORRECTIV und „stern“ vor.
Darin ist zu lesen, dass „im direkten Arbeitsumfeld“ des Mannes „mind. sieben Frauen“ bekannt seien, die er bedrängt hat“.
Es wird auch von einem Abendtermin mit dem Mann in Köln berichtet, bei dem eine Frau Kolleginnen des Mannes bat, mit bei ihr im Hotel zu schlafen, „damit sie nicht alleine mit ihm an der Bar sitzen musste“.
Dem Beschwerdepapier zufolge äußerte sich der hochrangige Mitarbeiter auch über eine Kollegin, die „heute wieder ein sexy Strickkleid“ angehabt habe. „Man konnte alles durchsehen.“ – „Sie steht auf mich, das weiß ich.“ Eine Äußerung des Mannes einer Kollegin gegenüber wird so wiedergegeben: „‚Na, hattest Du ein schönes Wochenende mit Deinem Freund, oder warum kannst Du Dich nicht mehr bewegen?‘ (Die Mitarbeiterin hatte einen Hexenschuss.)“
In anderem Zusammenhang sagte der Mann dem Beschwerdepapier nach: „Ich habe keine Lust mehr auf die Diskussionen mit den Frauen. Nur mit Männern ist es viel einfacher und schöner.“ Damit erklärte er laut des Papiers, warum er Frauen für eine bestimmte Aufgabe nicht berücksichtigt habe.
Der Inhalt des Dokuments, in dem „sexuelle Diskriminierung“ und ein „Arbeiten in sexuell aufgeladener Atmosphäre“ beklagt wird, wurde Ende 2016 an verschiedenen Stellen des WDR persönlich vorgetragen. Das Papier ist nicht unterzeichnet. Zum Schutz der betroffenen Frauen“, steht am Ende, seien diese nicht genannt.
Nach Informationen von CORRECTIV und „stern“ war mit der Beschwerde beim WDR auch die stellvertretende Intendantin befasst. Der Sender bestätigte das auf Nachfrage, nach Redaktionsschluss der „stern“-Printausgabe. Eine Sprecherin schrieb, die Vize-Intendantin habe den Mann „in einem kurzfristig angesetzten Gespräch“ mit den Vorwürfen konfrontiert. Dieser habe sie mit aller Deutlichkeit zurückgewiesen. Die stellvertretende Intendantin habe in dem Gespräch deutlich gemacht, das „jegliches Fehlverhalten solcher Art“ nicht geduldet werde.
Der ranghohe Mitarbeiter ließ CORRECTIV und „stern“ auf Anfrage wissen, dass er sich so nicht geäußert beziehungsweise nicht entsprechend gehandelt habe. Die Zitate entsprächen auch nicht seinem Sprachstil.