Weil Zinsen immer mehr ins Minus rutschen will der Internationale Währungsfonds (IWF) in den größten Währungsräumen (Dollar, Euro, Yen) das Bargeld abschaffen. Damit soll die Flucht in Cash verhindert werden.
Weltweit rutschen die Zinsen weiter ins Minus. Immer mehr Banken verlangen von ihren Kunden Negativzinsen. Derzeit werden besonders bei hohen Kontoständen jährlich bis 0,4% abgezogen. Bei kleineren Kontoständen gibt es derzeit Ausnahmen, doch diese fallen bald weg, da die Notenbanken wegen Rezession die Zinsen immer tiefer ins Minus drücken.
Schon jetzt gibt es einen heimlichen Bankrun, heißt es in einem EZB-Geheimreport. Obwohl der 500er bald abgeschafft werden soll sind derzeit über 600 Millionen dieses größten Euro-Scheins im Umlauf (Entspricht einer Cash-Summe 300 Mrd.). Denn auch wenn er nicht mehr gedruckt wird, behält der Schein seinen Wert und kann jederzeit umgetauscht werden.
"Wohlhabende stürmen die Kassenräume und lassen sich Millionen in bar auszahlen", berichtet ein Bankeninsider. Kein Wunder: Bei einem Negativzins von 1% wären bei einer Million pro Jahr 10.000 Euro weg.
Laut einer Studie der Deutschen Bank hat sich der Euro-Bargeldumlauf in den letzten Jahren sogar verdreifacht. Scheine im Wert von 1,1 Billioen Euro sind demnach derzeit im Umlauf, Tendenz weiter steigend.
Bargeldabschaffung als Notlösung
Wegen stärker werdenden Cash-Abfluss schlagen Banken weltweit Alarm. Deshalb will der IWF das Bargeld in in den wichtigsten Währungsräumen (Dollar, Euro, Yen) ab 2020 abschaffen.
Nur so ließen sich Negativzinsen durchsetzen, erläutern die IWF-Ökonomen Ruchir Agarwal und Signe Krogstrup in ihrem Report "Cashing In: How to Make Negative Interest Rates Work".
Damit die Bargeldabschaffung wirkt, soll sie in den großen Währungsräumen gleichzeitig durchgeführt werden. Nur so ließe sich die Flucht in andere Devisen verhindern.
Kleinere Währungen seien global zu vernachlässigen, so der IWF. Die Experten raten jedoch wegen eines Runs z.B. auf den Schweizer Franken, dass auch kleinere Länder bei der Bargeldabschaffung mitziehen.
Andererseits sei die Fluchtgefahr in kleinere Währungen gering, weil sie nicht das Volumen von Euro oder Dollar ersetzen können, urteilt der IWF.
Ex-ifo Chef Sinn: Dannn muss Deutschland aus dem Euro raus
Wenn sich der IWF-Vorschlag durchsetzt, „wäre es für Deutschland Zeit, den Euro aufzugeben“, so die erste Reaktion von Hans-Werner Sinn, langjähriger Präsident des Münchner ifo-Instituts.
Der Vorschlag, den die IWF-Ökonomen unterbreiten, soll den Zentralbanken ein Hindernis aus dem Weg räumen: die Tatsache nämlich, dass Bürger ihr Geld nicht nur bei Banken parken, sondern auch Münzen und Scheine halten können. "Wenn die EZB beim Euro das Bargeld abschaffen will, muss Deutschland die DM wieder einführen", so Sinn, denn "Bargeld ist ein wichtiger Bestandteil von Freiheit."
Ausweis als Kreditkarte?
Laut IWF soll der Personalausweis ab 2020 als Kreditkarte gelten. Damit könnten dann auch Menschen bezahlen, die derzeit über keine Kreditkarte verfügen. Jeder Ausweis sei heute maschinenlesbar, der Abgleich mit einem Bankkonto kein Problem, so die IWF-Experten. Alternativ sei auch Bezahlen per Fingerabdruck denkbar oder per Smartphone, indem der Fingerabdruck gespeichert ist.
Bargeld-Einzug
Private Bargeldbestände hätten auch weiterhin ihren Wert, so das IWF-Papier. Doch Bargeld müsste erst bei Banken eingezahlt werden, um es dann anschließend bargeldlos per Kreditkarte im Zahlungsverkehr einzusetzen.
Der Tausch von Cash gegen Ware oder Dienstleistung soll ab 2020 komplett verboten, Zuwiderhandlungen mit Strafe belegt werden. Als Nebeneffekt werden damit auch Terrorfinanzierung und Geldwäsche komplett untebunden, betont der IWF.