Weltweite Verschuldung steigt auf 237 Billionen, Zinsen in USA steigen auf 3% - wie soll das gehen? IIF: Gesamtverschuldung des Planeten bei 317 Prozent des globalen BIP.
Das Institute of International Finance (IIF) schlägt Alarm: Die weltweite Verschuldung von privaten und öffentlichen Haushalten sowie Unternehmen und Finanz-Institutionen ist im vierten Quartal 2017 auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Die globale Verschuldung ist damit mehr als dreimal so hoch wie die Weltwirtschaftsleistung unseres Planeten.
Innerhalb von zehn Jahren sind weltweit mehr als 70 Billionen Schulden hinzugekommen, macht ein Plus von 42 Prozent. Und alleine im vergangenen Jahr gab es einen Anstieg um 21 Billionen US-Dollar. Gezählt wurden dabei die Schulden von öffentlichen und privaten Haushalten sowie Unternehmen und Finanzinstituten.
Was für Geldsystemkenner keine große Überraschung auslöst, da Schulden bekanntlich immer steigen müssen damit das System weiter funktioniert, verblüfft die Experten vom IIF dennoch: “Das ist ein beunruhigendes Signal, insbesondere weil die Zinsen weltweit zu steigen beginnen“, heißt es in dem Report.
Stellt sich die Frage, wer soll die Zinsen zahlen? Wenn die Zinsen aber steigen, droht unweigerlich ein wirtschaftlicher Zusammenbruch mit neuer Finanzkrise, welche letzte in den Schatten stellen wird.
Wo geht die Zinsreise hin?
Von Sven Weisenhaus
Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen hat nach 5 Jahren wieder die 3-Prozent-Marke erreicht. Das letzte Mal standen sie im Jahr 2013 ganz kurz an dieser Marke. Diese Nachricht hat gestern gerade auch bei den US-Indizes für Verunsicherung gesorgt. Und das hat einen triftigen Grund.
Der Mensch mag feste, klare Marken. Und die 3 Prozent gilt als die Marke, bei der vor allem kapitalstarke Anleger anfangen, Kapital aus dem Aktienmarkt in Staatsanleihen umzuschichten.
Zum einen, weil die von der Fed angestrebte Inflation von 2 Prozent um 1 Prozent übertroffen wird und damit Staatsanleihen als Anlageinstrument wieder lohnenswerter sind. Zum anderen, weil der Vorteil der Dividendenrendite von Aktien zusammenschrumpft, zumal Aktien einem deutlich höheren Kursrisiko unterliegen.
Und damit sind wir direkt beim letzten Argument für diese Umschichtungen: Nach der Niedrigzinsphase ist der Aktienmarkt deutlich überbewertet. Das erhöht das Kursrisiko insgesamt. Und so wird sich mancher Anleger denken: Lieber den 3%-igen Spatz in der Hand, als das Aktienrisiko im Depot. Zumindest für Teile des Anlagevermögens dürfte diese Sichtweise nun wieder gelten.
Aber damit dieser Effekt sich nachhaltig belastend auf die US-Indizes auswirkt, müssen die Renditen weiter steigen. Wenn sie sich „nur“ bei drei Prozent stabilisieren, werden die Auswirkungen wohl eher kurzfristiger Natur sein. Doch wenn sie weiter steigen, wird das immer mehr Anleger dazu bringen, immer größere Positionen aus dem Aktienmarkt in die Anleihemärkte umzuschichten.
Angebot und Nachfrage bestimmt den Kurs
Und da auch beim Aktienmarkt der Grundsatz gilt, dass der Kurs vom Angebot und der Nachfrage abhängt, würden starke Aktienverkäufe das Angebot an Aktien massiv erhöhen. Da nach einer derart langen Rally gleichzeitig wenig Gründe zu erkennen sind, warum die Nachfrage ebenfalls deutlich zunehmen sollte, könnte genau das zu der größeren Korrektur führen, die wir hier seit geraumer Zeit in unseren Prognosen befürchten..
US-Staatsanleihen aus charttechnischer Sicht
Analysiert man den Zinschart mittels der Charttechnik, erkennt man nach einem langen Abwärtstrend eine Bodenformation (die allein schon aufgrund der Nullzinsen struktureller Natur ist). Noch ist aber nicht klar, ob es nun zu einer Seitwärtsbewegung zwischen 0 und 3 Prozent kommt oder ob ein Ausbruch mit weiter steigenden Zinsen bevorsteht.
Nach den charttechnisch relevanten Marken, die wir Ihnen am Montag für den Nasdaq100 genannt haben, ist dies ein weiterer wichtiger Hinweis für Sie und uns, um herauszufinden, wie sich die Märkte mittelfristig entwickeln werden. Wenn die Zinsen nachhaltig und dynamisch über drei Prozent steigen, entsteht ein weiterer, erheblicher Belastungsfaktor für die Aktien-Rally.
Für den Moment bleibt es dabei: Die Risiken nehmen weiter zu, aber eine wirklich klare Entscheidung steht noch aus.