Kommentar von Jens Gravenkötter
Liebe Leser,
die Unsicherheiten am US-Markt sind nach wie vor nicht beseitigt. Eine Restrukturierung des Gesundheits-Systems würde auch die Biotechnologie-Branche stark beeinflussen.
Biotech-Markt mit gutem 1. Halbjahr
Dennoch entwickelte sich der Markt im 1. Halbjahr sehr positiv: Der NASDAQ Biotechnology Index konnte um 16,7% auf 3.301 Punkte zulegen. Das liegt einerseits an der schwindenden Durchsetzungskraft des amtierenden US-Präsidenten Trumps. Andererseits ist die positive Entwicklung auch auf organisches Wachstum zurückzuführen. BB Biotech ist einer der weltweit größten Anleger der Branche.
Die Summe der zugelassenen Medikamente der Portfolio-Unternehmen überstieg bereits im 1. Halbjahr die Gesamtanzahl des Vorjahres. Der innere Wert aller Beteiligungen stieg um 10,9% auf 3,3 Mrd. SFr.
Patente: Die Achillesferse der Biotechnologie- und Pharma-Branche
Ob Biotechnologie- und Pharma-Unternehmen erfolgreich sind oder nicht, hängt v. a. mit den Forschungs-Ergebnissen zusammen.
Positive Studien-Ergebnisse eines vielversprechenden Arzneimittels oder Wirkstoffs steigern die Gewinn-Erwartungen und fachen damit die Kurs-Entwicklung an. Ist der Durchbruch geschafft und das Patent angemeldet, gilt es die Forschungs- und Entwicklungs-Kosten so schnell wie möglich inklusive Profit wieder einzunehmen.
Es gilt diese wieder einzunehmen, bevor der Patent- (und damit der Preisschutz) abläuft. Daher müssen die Firmen tief in die Tasche greifen, um neue Ergebnisse präsentieren zu können. Biotechnologie- und Pharma-Konzerne befinden sich im dauernden Wettlauf gegen die Zeit und müssen sich um eine volle Produkt-Pipeline kümmern.
Wie negativ sich abgelaufene Patente auswirken können, ist am Beispiel von Gilead Sciences ersichtlich. Gilead ist einer der führenden Anbieter im Bereich der Hepatitis-C-Produkte.
Das Unternehmen musste deutliche Gewinn- und Umsatz-Rückgänge verbuchen, da wichtige Patente ausgelaufen sind. Trotz Produkt-Einführungen und Kosten-Senkungen schaffte es Gilead noch nicht auf den Wachstumspfad zurück.
Qiagen: Wachstums-Fantasie im Bereich der personalisierten Medizin
Jeder Mensch reagiert erfahrungsgemäß anders auf Medikamente. Die Gründe sind häufig auf genetische Faktoren zurückzuführen. Die Perspektive auf eine wirkungsvollere Medizin hat eine Reihe von Forschungs-Arbeiten im Bereich der personalisierten Medizin nach sich gezogen.
Mit modernen Diagnose-Verfahren kann heute nach der molekularen Ursache der Erkrankung gesucht werden, um maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. Die Chance, dass ein Patient auf ein Medikament anspricht, steigt damit beträchtlich. Zugleich können unerwünschte Nebenwirkungen reduziert werden. Ein Nutznießer dieser Entwicklung ist der Zulieferer Qiagen.
Qiagens jüngste Vereinbarung mit Bristol- Myers Squibb zur Entwicklung von neuartigen Immuno- Onkologie-Therapien unterstreicht das Knowhow des Konzerns im Bereich der personalisierten Medizin. So sollen auf Basis von Qiagens NGS-Technologie (Next-Generation-Sequencing) Gen-Expressions-Profile als prädiktives und prognostisches Werkzeug zur Entwicklung neuartiger Therapien genutzt werden.
Bristol-Myers Squibb gibt sich überzeugt, mit Qiagen bessere Diagnostik-Werkzeuge zur Bestimmung der am besten geeigneten Immun-Therapie für eine Reihe unterschiedlicher Tumor-Arten entwickeln können. „Präzisere Ansätze zur Behandlung von Krebs könnten dazu beitragen, schneller diejenigen Patienten-Gruppen zu identifizieren, die am ehesten von unseren immuno-onkologischen Wirkstoffen profitieren können“, heißt es von Unternehmensseite.
Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.