FDP-Chef Christian Lindner hat das Ende der Ampelkoalition als Befreiung für das Land bezeichnet und der SPD vorgeworfen, "die Zerstörung der FDP" anzustreben. Gegenüber dem "Handelsblatt" nahm Lindner zu den Vorwürfen Stellung, er habe wochenlang auf den Bruch des Bündnisses mit SPD und Grünen hingearbeitet. "Es war länger absehbar, dass in der Koalition unterschiedliche Einschätzungen zu den Herausforderungen und ihrer Lösung bestanden. Daher haben wir Szenarien erwogen", sagte der FDP-Vorsitzende.
"Ohne Neuausrichtung der Politik hätte die Koalition beendet werden müssen."
Lindner sagte, er habe angesichts der Wirtschaftskrise nur das Wohl Deutschlands im Blick gehabt: "Muss ich mich rechtfertigen, dass SPD und Grüne eine Problemlösung als Provokation empfinden?", fragte der frühere Finanzminister. "Mein Eindruck ist im Übrigen, dass die Wählerinnen und Wähler sich befreit fühlen von der Ampelkoalition", sagte Lindner.
Mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der ihn am 6. November nach einem heftigen Streit über ökonomische Konzepte entlassen hatte, ging Lindner hart ins Gericht. Die SPD folge einem "eiskalten taktischen Kalkül", sagte er. "Die SPD will einerseits von ihrer Konzeptlosigkeit angesichts der Wirtschaftslage ablenken", so der FDP-Chef. "Andererseits geht es der SPD um die Zerstörung der FDP, denn eine starke FDP im Bundestag senkt automatisch das Risiko einer Beteiligung von SPD oder Grünen an der nächsten Bundesregierung." Seine Entlassung sollte "wohl Teil des Wahlkampfs sein", sagte Lindner.
Medienberichte, in einer FDP-internen Runde über seine Koalitionspartner gesagt zu haben, er könne "diese Fressen nicht mehr sehen", wollte Lindner nicht direkt dementieren. "Leider wurden Szenen und Elemente der vielen dutzenden Stunden an Beratungszeit unvollständig, verdreht oder auch manipulativ in die Öffentlichkeit getragen", sagte er. Er pflege, "intern über Wettbewerber freundlicher zu sprechen, als diese öffentlich über mich", so der FDP-Vorsitzende. Er wolle sich auf dieses Niveau "nicht herablassen" und "anonyme Vorhaltungen" nicht kommentieren.
Foto: Christian Dürr und Christian Lindner (Archiv), über dts Nachrichtenagentur