Der in Spionageskandale verstrickte AfD-Politiker Maximilian Krah hat Mitte November im russischen Sotschi mit Oleg Voloshin und Nadia Sass zentrale Strippenzieher aus dem Umfeld des Desinformationsnetzwerks "Voice of Europe" getroffen. Das berichtet das Nachrichtenportal T-Online. Über das Netzwerk sollen Schmiergelder an europäische Politiker geflossen sein, Krahs Büro im EU-Parlament geriet in dem Skandal immer wieder in die Schlagzeilen. Oleg Voloshin und seine Frau Nadia Sass gelten westlichen Behörden als Einflussagenten Russlands.
In der Ukraine ist Voloshin wegen Hochverrats angeklagt. US-Behörden werfen ihm vor, den russischen Angriff und eine anschließende Marionettenregierung im Auftrag russischer Nachrichtendienste vorbereitet zu haben.
Krah bestätigte das Treffen und bezeichnete es als "privat". "Ich habe in Sotschi am 15. November bei einem Abendessen alte Freunde getroffen, darunter Herrn Voloshin und Frau Sass", sagte er T-Online. Er sei zufällig in Istanbul gewesen und von dort spontan für einen Abend nach Sotschi geflogen. Die Kosten für Flug und Unterkunft habe er selbst getragen.
Zur selben Zeit wie Krah reisten nach Recherchen von T-Online der AfD-Bundestagsabgeordnete Rainer Rothfuß und der bayerische Landtagsabgeordnete Ulrich Singer nach Sotschi. Auch zu ihnen soll das Paar Voloshin-Sass vorab Kontakt aufgenommen und ihnen die Teilnahme an einem Symposium des "Brics International Forum" sowie Kontakte zu unter Sanktionen stehenden russischen Politikern vermittelt haben. Die AfD-Politiker trafen unter anderem Dimitri Medwedew, Russlands Ex-Präsidenten und Vorsitzenden der Partei "Einiges Russland". Ein Foto, auf dem sie mit Medwedew posieren, teilten sie in den Sozialen Medien. Rothfuß trat außerdem bei dem Symposium als Redner auf, beide AfD-Politiker gaben russischen Medien Statements. Die Kosten für Flug und Hotel übernahm dem Bericht zufolge für beide das "Brics International Forum".
Krah gab an, nicht an dem Symposium teilgenommen zu haben. Auch Singer und Rothfuß bestätigten T-Online ihre Reise. "Das fand ich richtig toll", sagte Singer über das Treffen mit Medwedew, das ihm zufolge im kleinen Kreis stattfand und drei Stunden dauerte. Handys hätten vor Beginn abgegeben werden müssen. Rothfuß sieht seine Reise als Pionierarbeit: "Frieden ist meine wichtigste Motivation, weshalb ich in die Politik gegangen bin."
Die AfD-Vorstände von Partei und Fraktion waren vorab auf Bundes- wie Landesebene über die Pläne von Singer und Rothfuß informiert. Auf Anfrage von T-Online erklärten sie, dass sie die Reise weder finanziell noch organisatorisch unterstützt hätten. Von Krahs Reise wussten die AfD-Spitzen demnach nichts. Bundes- wie Fraktionsvorstand wollen sich nun "zur Abklärung des Sachverhaltes" in einer ihrer nächsten Sitzungen mit dem Thema befassen, teilte ein Sprecher mit.
Foto: Maximilian Krah (Archiv), über dts Nachrichtenagentur