Kommentar von Jens Gravenkötter
Liebe Leser,
obwohl die Zahl der Raucher und der Zigarettenabsatz seit Jahren schrumpfen, präsentieren die Tabak-Konzerne immer wieder neue Rekordzahlen.
Umsatz- und Ergebnistreiber ist nach wie vor die traditionelle Zigarette. Auf alternative Produkte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer entfällt vorerst nur ein geringer Teil der Einnahmen. Doch das Potenzial ist gewaltig, wie die Umsatzentwicklung der HeatSticks für den Tabakerhitzer IQOS von Philip Morris zeigt.
Staatliche Eingriffe wie Rauch- und Werbeverbote sowie Schadenersatzleistungen in Milliardenhöhe haben der Branche nicht den befürchteten Garaus gemacht. Die Zahlen belegen eher das Gegenteil. Seit 2009 sind die Gewinne von Altria um 84% und von BAT um 72% gestiegen.
Die Aktienkurse haben sich im gleichen Zeitraum sogar mehr als verdreifacht. Verantwortlich für die gute Ergebnisentwicklung sind Kostensenkungen, vor allem aber Preiserhöhungen. Allein in Deutschland hat sich der Preis pro Packung seit 2002 auf 6 € verdoppelt. Denn die Konzerne geben nicht nur die Steuererhöhungen an die Kunden weiter, sie legen immer auch noch ein bisschen drauf.
Übertriebene Reaktion nach FDA-Plänen
Ende Juli wurden die Anleger von einem neuen Vorstoß der FDA überrascht. Die US-Gesundheitsbehörde will die Nikotinmenge in Zigaretten so weit reduzieren, dass keine Suchtgefahr mehr entsteht. Die Aktienkurse gerieten unter Druck. Denn einige Marktteilnehmer befürchten erhebliche Auswirkungen auf die Geschäfte der Tabak- Konzerne.
Philip Morris ist nicht betroffen, weil der Konzern in den USA keine Umsätze macht, und Altria und BAT blieben gelassen. Zum einen werden die Pläne nicht sofort umgesetzt. Denn die Macht der Tabak-Lobby ist nicht zu unterschätzen, und der Staat kann auf Tabaksteuern nicht verzichten.
Zum anderen hat die FDA auch deutlich gemacht, dass sie gemeinsam mit den Konzernen Strategien zur Reduzierung der Risiken diskutieren und die Entwicklung weniger schädlicher Produkte unterstützen will. Altria und BAT sehen den Vorstoß auch nicht als Angriff auf ihr Geschäftsmodell, sondern als Chance für eine konstruktive Zusammenarbeit, die das langfristige Wachstum sichert.
Favoriten und Flops der Nahrung- und Genussmittel-Branche
Altria und BAT überzeugen nicht nur durch ihre operative Entwicklung, sie beteiligen ihre Anleger mit kontinuierlich steigenden Dividenden und Aktienrückkäufen auch großzügig am Geschäftserfolg. Auf unserer Favoritenliste steht auch wieder Nestlé. Die Halbjahreszahlen waren zwar nicht berauschend. Gehandelt wird aber die Zukunft. Die Umbaupläne mit der Konzentration auf wachstums- und margenstarke Produkte überzeugen. Ähnliches gilt für Unilever.
Grundsätzlich gilt die Nahrungsmittel-Branche als konjunkturresistent, denn gegessen und getrunken wird immer. Allerdings schaffen es einige Konzerne nicht, sich dem veränderten Konsumverhalten anzupassen. Dazu gehören Kraft Heinz, Campbell und Kellogg, deren abgepackte und eher ungesunde Produkte immer weniger gefragt sind. Bei Kraft Heinz und Kellogg sind zumindest Fortschritte erkennbar.
Bei Südzucker belasten der fallende Zuckerpreis und die Unsicherheit, wie es nach dem Wegfall der Zuckermarktordnung weitergeht, die Kursentwicklung.
Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.