Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
von dieser Forderung entfernen sich die Währungshüter aber zunehmend. Sie gewähren sich selbst Freiheiten und Abweichungen, die sie anderen, etwa den ihrer Kontrolle unterstehenden Banken, auf anderen Feldern nicht einräumen. Ein genauerer Blick auf die Anleihenkäufe der Zentralbank offenbart eine interessante Regelmäßigkeit in der Unregelmäßigkeit.
Besonders in Mario Draghis Heimatland haben sich die Einkäufer der EZB mit Staatsanleihen eingedeckt
Um Italien zu helfen, setzt die EZB ihre eigenen Gesetze außer Kraft. Sie hat in den letzten Wochen ungewöhnlich viele italienische Staatsanleihen gekauft und damit ihre Regeln sehr großzügig ausgelegt. Im Juli nahm die EZB mit 62,4 Milliarden Euro mehr Anleihen in ihre Bücher auf als es das Programm mit seinen 60 Milliarden Euro pro Monat eigentlich vorsieht.
Nicht nur die Gesamtmenge der gekauften Anleihen fiel höher aus. Besonders in Mario Draghis Heimatland haben sich die Einkäufer der EZB mit Staatsanleihen eingedeckt. Sie kauften Wertpapiere im Gegenwert von fast zehn Milliarden Euro und überschritten damit das Kontingent um 1,2 Milliarden Euro oder 2,6 Prozent.
Eine so hohe Abweichung von der eigenen Regel hat es in der Geschichte des seit März 2015 laufenden Anleihenkaufprogramms bislang noch nicht gegeben. Gewisse Abweichungen von der Regel hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Diese sind den Notenbankern auch grundsätzlich erlaubt.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.