Der renommierte Bad Homburger Handelsexperte Volker Dölle befürchtet die Gefährdung der Existenz des Unternehmens Arcandor, nachdem der Kreditversicherer Euler Hermes für Karstadt und Quelle die Versicherungssummen „auf den heute in Anspruch genommenen Betrag“ gekürzt hat. Dölle sagte dem Wirtschaftsmagazin FOCUS-MONEY:
„Der Kreditversicherer kann wegen der ständigen Refinanzierungsgespräche mit den Banken nicht mehr von der Solvenz des Arcandor-Konzerns überzeugt sein.“ Weil die ursprünglich übernommene Versicherungssumme für die Lieferanten ab sofort nicht mehr gilt, dürften die Lieferanten nun zutiefst verunsichert und irritiert sein.
„Sollte Arcandor in Liquiditätsschwierigkeiten geraten und nicht mehr zahlen können, müssten die Hersteller ihre Waren abschreiben. Eine gefährliche Situation, denn viele Lieferanten sind auf Gedeih und Verderb auf den Umsatz von Karstadt angewiesen“, so Dölle zu FOCUS-MONEY. Sollte auch nur ein Lieferant sich offiziell äußern, dass Arcandor zu spät oder möglicherweise gar nicht bezahlt, würde dies höchste Verunsicherung auslösen.
„Dann werden die Lieferanten die Waren nur gegen Vorkasse liefern. Und ich bin mir nicht sicher, ob Arcandor das in dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft finanziell stemmen kann“, sagte der Handelsexperte. Schließlich müssten nun Waren für Hunderte von Millionen Euro gekauft werden. Dies gehe aber nur, wenn Arcandor liquide sei und die Lieferanten auch lieferten. Wenn nicht, komme es zu leeren Regalen bei Karstadt in der Weihnachtszeit.
„Die Folgen wären verheerend. Zuerst bricht der Umsatz weg, dann der Ertrag“, so Dölle.Als Ausweg sieht der Branchenexperte nur zwei Möglichkeiten: „Eine Kapitalerhöhung oder eine Geldspritze von Großaktionärin Madeleine Schickedanz. Vor allem die Börse erwartet nun einen neuen Vertrauensbeweis von Vorstandschef Thomas Middelhoff, um die Situation zu drehen. Auch Frau Schickedanz hätte allen Grund dazu.“