Die in den Medien verbreitete Hysteriehat ihre Wirkung bei den US-Kongressabgeordneten nicht verfehlt. Wieaus Washington zu hören ist, sei der „Bailout“ Plan durch.Er wird sogar erweitert auf Versicherungen, Pensionskassen, undandere Institutionen, die sich vorher mit Kreditmüll vollgesaugthaben. Es ist der größte staatliche Eingriff in das, was von "freien Märkten" übrig gebliegen ist.
Zuvor hatte Warren Buffett denAbgeordneten ordentlich eingeheizt und ihnen das bedrohliche Szenarioeiner schlimmen Rezession gemalt – für den Fall, dass dasHilfspaket nicht durchkommt. Buffett hatte sich zuvor an GoldmanSachs beteiligt, einem potenziellen Hauptnutzniesser der staatlichenGelder.
Ob die Rezession auch mit dem Hilfspaket wahrscheinlich ist, und ob sie sogar nötig sei, darüber wurde nicht diskutiert. Kritiker merken an, dass der Plan vollkommen unzulänglich sei und im Zweifelsfall immer noch zu wenig Geld zur Verfügung stehe, um das Schlimmste zu verhindern. Auch die Finanzierung des Deals bleibe immer noch rätselhaft.
Aus dem von Pelosi vorgestellten Entwurf geht hervor, dass derStaat im Gegenzug für seine Finanzhilfe Anteile an denFinanzinstituten erwirbt. Der Staat würde an den Gewinnen derInstitute beteiligt und hätte im Falle einer Insolvenz einerstes Zugriffsrecht auf ihre Vermögenswerte, so dass dieeingesetzten Steuergelder gesichert wären.
Erweitert wurde der Kreis der potenziellen Hilfsempfänger.Das Finanzministerium wird auch Papiere von Rentenversicherern,Bundesstaaten und Kommunalbanken kaufen, zu deren Kunden Familien mitkleineren und mittleren Einkommen zählen.
Erste Reaktionen:
CNN + Barrons:
Der Steuerzahler wird am Ende von dieser Aktion sogar profitieren. "Wall Street must be saved to save main street". Dahinter steckt die These, dass der Staat die Papiere, die er jetzt billig kauft, später teurer veräußern könne. Das gleiche gilt für die Anteile der Betroffenen Institute. Dabei falle für den Staat am Ende ein schöner Gewinn ab, von dem auch der Steuerzahler profitiere.
Allianz:
"Das Paket kommt zurrechten Zeit, es ist dringend notwendig, trotz allerordnungspolitischen Bedenken", sagte der Chef-Volkswirt der Allianz,Michael Heise, dem "Tagesspiegel". Mittelfristig sei nun eineStabilisierung des Finanzsektors in Sicht. "Es wird zwar weiterhinschlechte Nachrichten geben, aber sie werden weniger. Die ganz großenEinschläge liegen hinter uns", sagte Heise der Zeitung. Auch für dieKonjunktur sei das Vorhaben wichtig. Das Paket werde dazu beitragen,"dass sich die Perspektiven nicht noch weiter eintrüben".
BHF Bank:
Der Chef-Ökonom der BHF-Bank, Uwe Angenendt, begrüßte denKompromiss. "Dieser Schritt war extrem wichtig, um die Nerven vonAnlegern und Bankern zu beruhigen", sagte er dem Blatt. "Jetzt dürftees an den Märkten zumindest keine weiteren dramatischen Kursverlustegeben." Ob das Paket reiche, die Krise zu beenden, sei dagegenzweifelhaft. "Auch Europa ist nun stärker von den Problemen betroffen -wie stark, ist aber noch schwer einzuschätzen", sagte Angenendt.