Wikileaks-Sprecher Julian Assange ist auch wegen eines Auslieferungsgesuchs der USA festgenommen worden. Das teilte die Londoner Polizei am Donnerstagnachmittag mit.
Zuvor war lediglich von einer Festnahme wegen des Verstoßes gegen Kautionsauflagen aus dem Jahr 2012 die Rede gewesen. Damals war Assange in einem Prozess, in dem es um eine Auslieferung an Schweden ging, nicht vor Gericht erschienen und stattdessen in die Botschaft Ecuadors geflohen. Das Verfahren der schwedischen Staatsanwaltschaft gegen Assange wegen des Vorwurfs einer Vergewaltigung wurde mittlerweile eingestellt.
Die Journalisten-Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) forderte die britischen Behörden am Donnerstagnachmittag auf, den festgenommenen Wikileaks-Mitgründer nicht an die USA auszuliefern. Großbritannien müsse bei der Behandlung von Assange "den Prinzipien von Meinungs- und Pressefreiheit einschließlich des journalistischen Quellenschutzes" Vorrang geben, teilte die Organ isation mit. Assange dürfe nicht wegen seiner "Journalismus-ähnlichen Aktivitäten" an die USA ausgeliefert werden.
"Wikileaks-Veröffentlichungen wie die Irak-Papiere waren zweifellos von öffentlichem Interesse und haben breite politische Debatten ausgelöst", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
"Assange noch nach fast neun Jahren dafür zu verfolgen, wäre eine reine Bestrafung und ein gefährlicher Präzedenzfall für Journalistinnen und Journalisten, für Whistleblower und andere journalistische Quellen." Assange war am Donnerstagvormittag in der Botschaft Ecuadors in London festgenommen worden, wo er fast sieben Jahre lebte, nachdem er politisches Asyl erhalten hatte. Ecuador hatte nach Angaben der Polizei zuvor das Asyl für Assange aufgehoben und die Beamten in das Gebäude gelassen.
Der Rauswurf aus der Botschaft war nach einer Wikileaks-Mitteilung aus der vergangenen Woche erwartet worden. Wikileaks hatte in den letzten Jahren mehrfach interne Dokumente von US-Armee und -Behörden veröffentlicht, unter anderem zu den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Assange droht deswegen ein Strafprozess in den USA.