Die internationale Finanzmarktkrise wird nach Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) die Kreditbedingungen für Unternehmen erschweren. „Es wird für die Unternehmen schwieriger und teurer werden, Kredite zu bekommen“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf im Interview mit der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe). Dass sich die Finanzkrise in den kommenden Monaten auch auf die Realwirtschaft auswirken werde, „wird sicher so sein“, sagte Schnappauf der FTD.
Aus Sicht Schnappaufs steht der Staat in der aktuellen Finanzkrise vor einer beispiellosen Herausforderung: „Der Staat muss handeln und diese schwere Krise in den Griff bekommen. Das ist das Gebot der Stunde.“ Der Industrievertreter lobte ausdrücklich das bisherige Krisenmanagement der Bundesregierung. „Ich finde, Merkel und Steinbrück haben bisher gutes Krisenmanagement gezeigt.
Aus der Industrie kenne ich keine Kritik an der Bundesregierung“, sagte er.Wenn der Höhepunkt der Krise überwunden sei, „müssen wir über ordnungspolitische Konsequenzen nachdenken“, forderte Schnappauf. „Wir brauchen die Europäisierung der Bankenaufsicht, mehr Kontrolle über Ratingagenturen und müssen sicher auch über eine stärkere Haftung von Investmentbankern nachdenken.“
Finanzkrise, hohe Rohstoffpreise und die Euro-Aufwertung gegenüber dem US-Dollar zwischen Anfang 2006 und Mitte 2008 würden deutliche Spuren in der deutschen Konjunktur hinterlassen. Das Exportwachstum werde deutlich nachlassen. Nach einer BDI-Umfrage von Anfang September – vor der jüngsten Zuspitzung der Finanzmarktkrise – würden die deutschen Exporte 2008 zwar noch um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zunehmen, im kommenden Jahr jedoch nur noch um 1,3 Prozent, berichtete Schnappauf. Diese derzeit noch unveröffentlichten Zahlen würden Ende des Monats Grundlage für die neue BDI-Konjunkturprognose sein.