Technische Reaktion oder echte Erholung. Gold und Öl rauf.
Energie: DerÖlmarkt kann seine Erholung von gestern am Morgen fortsetzen. Aktuellnotiert der WTI-Rohölpreis bei 83 USD je Barrel, was einer Verteuerungum 2 US-Dollar entspricht. Seit dem am Freitag bei 77 USD verzeichneten13-Monatstief konnte der Ölpreis damit 8% steigen. Dieser Anstieg stehtim unmittelbaren Zusammenhang mit der kräftigen Erholung an denAktienmärkten und muss als Gegenbewegung auf den heftigen Einbruchzuvor gesehen werden, als der Ölpreis binnen zweier Wochen um mehr als25% verlor.
In Anbetracht des extremen Pessimismus, welcher zuvor imMarkt war, haben wir mit dieser kräftigen Aufwärtsbewegung gerechnet.Ein weiterer Beleg für diesen Pessimismus ist, dass führendeResearch-Häuser, welche bis vor kurzem einen deutlichen Anstieg desÖlpreises vorhersagten, nun von einem weiteren Rückgang ausgehen. Esbedurfte daher nur eines Auslösers in Form steigender Aktienmärkte,damit der Ölpreis deutlich nach oben korrigiert. Die derzeitigeErholung kann durchaus noch andauern und den Ölpreis in den kommendenTagen bis auf 90 USD steigen lassen. Wichtigster Einflussfaktor dürftendabei die Aktienmärkte bleiben, weil diese als Fieberthermometer fürdie globale Konjunktur gelten. An der fundamentalen Situation hat sichbei all dem nichts geändert.
Die Industrieländer sind am Rande bzw. inder Rezession. Dies dürfte weitere Abwärtsrevisionen der Prognosen fürdie Ölnachfrage in den kommenden Wochen und Monaten wahrscheinlichmachen. Die Lagerbestände dürften vor diesem Hintergrund weitersteigen. Für eine mittelfrsitige Trendwende nach oben ist es daher nochzu früh. Der Ölpreis dürfte mittelfristig wieder nach unten tendieren.China hat nach Angaben der örtlichen Zollbehörde im September 10% mehrRohöl importiert als im Vorjahr. China führte demzufolge 3,7 Mio.Barrel Rohöl pro Tag ein und bleibt damit weiterhin einstabilisierender Faktor für die Ölnachfrage.
Angesichts randvollgefüllter Kraftstofflager und einer Abschwächung der Weltwirtschaftdürfte es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Ölnachfragein China ebenfalls sichtbar abschwächt. Saudi-Arabien wirdHandelskreisen zufolge seine Öllieferungen nach Europa im kommendenMonat drosseln. Dies ist der erste klare Anhaltspunkt, dass derweltweit größte Ölproduzent dem Beschluss der OPEC von vor einem MonatTaten folgen lässt und die Überproduktion reduziert.
Edelmetalle:Gold handelt am Morgen leicht erholt bei 850 USD je Feinunze, nachdemgestern Tiefstände unterhalb von 830 USD verzeichnet wurden. Dies kannals positives Zeichen gewertet werden, schließlich können dieAktienmärkte nach den historischen Kursgewinnen von gestern auch heuteweiter kräftig zulegen.
Offensichtlich erachten viele Marktteilnehmerdas niedrigere Goldpreisniveau als Kaufgelegenheit, weil sie mit einemlangfristig höheren Goldpreis rechnen. Zudem verliert der US-Dollargegenüber dem Euro an Wert, was sich positiv auf den Goldpreisauswirkt. Auch wenn wir davon ausgehen, dass Gold weiterAufwärtspotenzial besitzt, dürfte der Spielraum nach oben begrenztsein, solange die freundliche Stimmung an den Aktienmärkten anhält.
Diekann durchaus noch einige Tage der Fall sein. So will sich dieUS-Regierung den europäischen Vorhaben anschließen und bis zu 250 Mrd.USD Kapital in das US-Bankensystem spritzen. Details sollen heutebekanntgegeben werden.
Industriemetalle: DieIndustriemetalle können von der deutlichen Stimmungsaufhellung an denFinanzmärkten profitieren und auf breiter Front deutlich steigen. Diesgilt insbesondere für Kupfer, welches heute um weitere 5% auf 5.400 USDje Tonne zulegen kann.
Der Preisanstieg bei Kupfer dürfte in ersterLinie eine technische Gegenreaktion auf den massiven Verfall zuvorgewesen sein, als Kupfer innerhalb von drei Wochen mehr als 30% verlor.Eine Fortsetzung der Preiserholung ist nicht ausgeschlossen, solltendie Aktienmärkte ihre Erholung ebenfalls fortsetzen. China hat imSeptember 213.782 Tonnen und damit 20% mehr an unverarbeitetem Kupferimportiert als vor einem Jahr.
In den ersten neun Monaten zusammenlagen die Kupferimporte aber immer noch 10,6% unter dem Niveau desVorjahres. Dies liegt vor allem daran, dass in den Monaten zuvor, alsder Kupferpreis deutlich höher lag, die Importe zurückgeführt wurden.Jetzt, als die Preise deutlich gefallen sind, ziehen die Importe wiederan.
Das opportunistische Verhalten Chinas sollte somit stabilisierendauf den Kupferpreis wirken. Codelco, der weltweit größteKupferproduzent aus Chile, reagiert auf die Nachfrageschwäche in Europaund senkt den Preisaufschlag für die europäische Abnehmer im nächstenJahr um 30% auf 80 USD pro Tonne. Die LME-Lagerbestände stiegen heuteum 2.475 Tonnen auf ein neues 2,5-Jahreshoch. Das fundamentale Umfeldsteht somit einem Preisanstieg entgegen.