Der Bundesfinanzminister hält das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen für
ausgeprägter als in anderen Ländern. „Vor dem Hintergrund der traumatischen
Erfahrungen des 20. Jahrhunderts in Deutschland ist die Verletzbarkeit bei uns
sehr viel größer als anderswo“, sagt Peer Steinbrück im Interview mit der ZEIT.
„Tief in unseren Mentalitäten sind die Ereignisse von 1918, von 1923, von
1929/30, von 1933 bis 1945, von der Währungsreform 1948 und für den
östlichen Teil des Landes von 1991 eingeschlossen. Das alles hat dieses Land
in seinem Sicherheitsbedürfnis viel stärker geprägt als alle anderen Länder."
Die Begrenzung der Managergehälter auf 500.000 Euro bei jenen deutschen
Banken, die sich unter den Rettungsschirm des Bundes flüchten, könnte zu ei-
ner Gehaltsdebatte in der gesamten Industrie führen. Diese Erwartung äußert
Finanzminister Peer Steinbrück im Interview mit der ZEIT. „Es wird für einige
Herren künftig sehr schwer werden, ihre Gehälter zu begründen, auch vor den
eigenen Aktionären“, sagt der SPD-Politiker.
Trotz der für 2009 drohenden Rezession lehnt Steinbrück weitere Entlastungen
der Bürger ab. „Es ist völlig überzogen, jetzt weitere Abgabensenkungen oder
gar Steuersenkungen zu fordern.“ Der Finanzminister stellt sich damit gegen die
führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Diese hatten in ihrem am Dienstag
vorgestellten Herbstgutachten unter anderem Steuersenkungen gefordert.
Im Gegensatz zu Bundeskanzlerin Angela Merkel will Steinbrück keine zusätzli-
chen Hilfen für die Autoindustrie. Er sei „nicht bereit, ein Förderprogramm für
die Automobilwirtschaft anzukündigen oder Steuererleichterungen zu verspre-
chen, weil die Industrie Druck ausübt oder Popularität höher veranschlagt wird
als ökonomische Vernunft“.