Hetzjagd in den Medien gegen Zertifikate eine Frechheit... ... findet Cliff Michel, Chefredakteur ZertifikateBriefDie Berichterstattung in den Medien zum Thema Zertifikate war in den letzten Tagen ungerechtfertigt kritisch. Was ich da so alles an Unwahrheiten gehört habe, macht mich regelrecht wütend. Frank-B. Werner, Chefredakteur der EURO am Sonntag, findet in seiner Kolumne aus meiner Sicht die richtigen Worte: „Seit Wochen wird in jeder Fernsehsendung, in jedem Rundfunkbeitrag, in jedem Zeitungsartikel, der sich mit der Finanzkrise beschäftigt, auf Zertifikate eingedroschen.
Als seien sie für das Platzen der US-Immobilienblase, die Verseuchung der Bilanzen deutscher Landesbanken mit faulen Risiken, das Austrocknen des Interbanken-Geldmarkts und den jüngsten weltweiten Verfall der Börsenkurse verantwortlich. Ja, viele Anleger haben mit Zertifikaten Geld verloren. Aber nicht weil es Zertifikate waren, sondern weil es an Aktien- und Rohstoffmärkten einen dramatischen Kursverfall gegeben hat. Und - ein Novum - ein Emittent ist in die Insolvenz gefallen.
Aber es sind auch schon Aktien wertlos geworden, weil Unternehmen Pleite machten. Gleichwohl bleibt die Aktie im Langfristvergleich eine der attraktivsten Anlageformen. Und auch Zertifikate waren, sind und bleiben ein sinnvolles Produkt, weil sie fast jeden Anlegerwunsch, jede Markteinschätzung abbilden können. Besonders deplatziert ist die Verunglimpfung der Käufer von Zertifikaten. In der Regel wurden und werden sehr konservative Anlagestrategien umgesetzt. Mit Dummheit, Gier und hemmungsloser Spekulation hat das alles nichts tun. Lassen Sie sich nichts einreden."
Das größte Risiko bei Zertifikaten ist immer noch der Markt
Ähnlich sieht die Medienberichterstattung auch Ralf Andreß, Zertifikate-Experte des Online-Portals Finanztreff: „Negativ ist, dass viele das mit den Zertifikaten scheinbar nicht so ganz verstanden haben. Das allein wäre nicht schlimm, weil ja niemand zum Kauf dieser Produkte gezwungen wird. Schlimm ist, dass sie ihre Auftritte vor einem Millionenpublikum nutzen, um ihre Halbwahrheiten zu streuen.
Um das gleich vorweg zunehmen: Ja, das mit Lehman Brothers ist schlimm. Ja, manche der Lehman-Zertifikate waren schlecht. Ja, es gibt keinen Zweifel dass es dabei Fehlberatung gegeben hat und dass mancher Berater dabei mehr auf die eigene Provision geschielt hat als auf das Kundenwohl. Das gleiche dürfte aber auch bei mancher verkauften Lebensversicherung und bei dem einen oder anderen Schiffsfonds der Fall gewesen sein. Natürlich auch beim Verkauf des letzten Autos oder Fernsehers, weil auch diese nur sehr selten zum Selbstkostenpreis abgegeben werden. Ach und bei Fonds gibt es übrigens auch Abschluss- und Bestandsvergütungen.
Ach und noch was. Liebe Anti-Zertifikate-Gemeinde, erklären Sie mir bitte doch bei Gelegenheit, warum es besser sein soll alles in Aktien zu stecken. Am besten, wie bei manchem jetzt geschädigten Lehman-Anleger, alles in eine einzelne Aktie – schließlich wollen wir ja Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Wie wäre es da zum Beispiel mit der Aktie eines der weltgrößten Autokonzerne. Das ist ja wohl grundsolide und hat nichts mit Zockerei und wilder Gier zu tun.
General Motors ist so ein Autokonzern (wobei man das gleiche Szenario auch mit Dax-Werten wie der Telekom oder Hypo Real Estate skizzieren könnte). Also man nehme General Motors, kauft Aktien und nicht dieses neumodische Zertifikatezeug". Wohl an, die Verluste die es dabei in den letzten zwölf Monaten gab liegen bei rund 80 Prozent, wobei schon heute noch etwas dazukommen kann.
Aktienanleger haben heute also nur noch 20 Prozent ihres Geldes, was im Übrigen deutlich unter der erwarteten Recovery-Rate von Lehman-Verbindlichkeiten liegt. Es liegt aber noch viel weiter unter dem was jene Anleger erwarten können, die ihr General-Motors-Investment über ein" Pfui-Teufel-Safe-Zertifikat" der Commerzbank abgedeckt haben. Die liegen heute nämlich nur mit etwa acht Prozent hinten. Warum soll es besser sein 80 Prozent zu verlieren, wenn ich mit Zertifikaten meine Verluste auch auf 8 Prozent beschränken kann?"