Kommentar der Börsenzeitung zu den Vorgängen um UBS
Die schweizer Regierung muss der größten Bank des Landes eine Kapitalspritze von 6 Mrd.sfr (3,9 Mrd. Euro) verpassen. Dadurch wird der Staat in zweieinhalbJahren möglicherweise größter UBS-Aktionär.
Diesmal ist die UBS nichtin Not geraten, weil sie - wie in den vergangenen Quartalen - immenseAbschreibungen auf eigene illiquide Wertpapiere vornehmen musste unddadurch ihr Eigenkapital schrumpfte. Diesmal war das Problem einLiquiditätsengpass, wie ihn derzeit viele Banken in Europa kennen.
Beider großen UBS sind die Dimensionen der Liquiditätsflüsse besondersfurchterregend. 84 Mrd. sfr haben private und institutionelle Kunden imdritten Quartal abgezogen.
Unglaublich viele Leute hatten offenbarAngst, dass die Bank in Konkurs und die Gelder verloren gehen könnten.Am größten waren die Geldabflüsse natürlich im September, als nach demLehman-Konkurs Panik ausbrach. Das einfachste Rezept, das Vertrauenwiederherzustellen, lautet, viel frisches Geld in die Bank zu pumpen.
Doch wer kann und will sich das in diesen Zeiten leisten? Die UBS hatim privaten Markt vergeblich nach Geld gesucht und muss sich jetzt vomBund aushelfen lassen. Reicht das? Die Konzernleitung gibt sichzuversichtlich, dass diese neue Kapitalinjektion reichen wird, dasVertrauen der Kunden wiederherzustellen. Doch die Konzernführung weißseit den letzten Wochen nur allzu gut, dass ihre Prognosen aufwackligeren Beinen stehen denn je zuvor.
DenPreis des Vertrauens kennt keiner. Auch die Schweizer Regierung scheintdiese Lektion nun schnell zu lernen. Die Verstärkung desEinlagenschutzes und die Refinanzierungsgarantien, die sie denGroßbanken bei Bedarf stellen will, sind derzeit unverzichtbar - auchmit der Gefahr, das Budget des kleinen Alpenlandes zu übersteigen.