Am 16. und17. Oktober wurde im parlamentarischenSchnellverfahren in 5 Tagen das Rettungsprogramm im Volumen von 500 Mrd. € perGesetz manifestiert, womit Deutschlandschon wesentlich weiter und schneller ist als die USA mit dem 700 Mrd. USDRettungspaket.
In Deutschland handelt es sich allerdings überwiegend um Staatsbürgschaftenmit einem Volumen von 400 Mrd. €, während die Amerikaner jetzt Ramschanleihenüber den Staat aufkaufen wollen. Im „worst case“ würde der Steuerzahler inDeutschland mit 6000 € belastet werden.
Auch andereLänder in Europa und außerhalb von Europa entwickeln jetzt ähnlicheStaatsprogramme, um ihr Bankensystem zu retten. Sogar die Schweiz stellte derUBS 3,9 Mrd. € zur Verfügung, damitdiese ihren Kreditverpflichtungen nachkommen kann.
Jetzt beginnt die spannendeFrage, welche Banken in Europa noch Staatskredite in Anspruch nehmen. Einer derersten Kandidaten soll die ING Bank sein, die 20 Mrd. € von derniederländischen Regierung bekommen soll. Alle Banken, die zuvor kreditfinanziertein „zu großes Rad gedreht“ haben, werden nun Probleme bekommen und wohlmöglichteilverstaatlicht werden.
Es gibt auchgroße Sorge, dass nach dem Staatsbankrott von Island auch andere kleine Länder,wo Banken dominieren, den Staatsbankrottanmelden müssen. So kommt jetzt auch die Schweiz ins Gerede, wo bei 7 Mio. Einwohnernein Bankeinlagenvolumen von 3,5 Billionen SFR aufgebaut werden konnte, wobeidas meiste Geld aus dem Ausland kam.
In der Schweiz sollen sich angeblich einDrittel aller Vermögen der Welt befinden. Amerikanische und russische Geheimdiensteermitteln nun, wie sie an diese Pfründe herankommen können, da die Staatsfinanzenim eigenen Land knapp werden. Alleineaus Russland werden über 100 Mrd. € an nicht versteuertem Fluchtkapital, das inder Schweiz und in Liechtenstein geparkt wird, seitens der russischen Regierung vermutet.
Die Schweiz hat nun die UBSmit einem Notkredit von 6 Mrd. SFr vor dem Kollaps gerettet. Aber auch die Credit Suisse steht aufwackligen Beinen. Bei der Credit Suisse musste schon der Staatsfonds von Katarmit einem Kapital von 10 Mrd. SFr aushelfen, was wohl aber nicht ausreicht.
Andere Schweizer Banken sollen aber gesundsein. Aus der Schweiz und Liechtensteinwurden umgekehrt erhebliche Gelder aus der Ukraine und Russland abgezogen, wasden Crash an den Börsen Kiew und Moskau einleitete bzw. verstärkte. Daher waren die Kursverluste in der Ukraineund Russland in den letzten Monatenn die höchsten auf der Welt. Man darfgespannt sein, wo jetzt das viele Geld hinwandert und wo es wieder reinvestiertwird.
Der UBSlaufen in jedem Fall die Großkunden weg. Alleine im 3. Quartal wurden Gelder imVolumen von 84 Mrd. SFr abgezogen. UBS ist aber immer noch der größteVermögensverwalter der Welt. Trotz hoher Verluste zahlte die UBS ihrenTop-Managern 10 Mrd. Franken an Boni wegen „guter Leistungen“ aus. Ein Skandal– ähnlich wie bei AIG und Lehman Brothers In den USA sollen nach den Angabender britischen Zeitung „The Guardian“ in diesem Jahr noch fast 70 Mrd. USD an Boniim US-Bankensystem ausgezahlt, obwohl die Banken enorme Verluste machen - davon11,4 Mrd. USD bei Goldmanns Sachs, 6,5 Mrd. USD bei JP Morgan, 3,5 Mrd. USD beiMerrill Lynch uns selbst für Lehman Brothers wurden 6,1 Mrd. USD für Boni reserviert.
Wenn die „Pferde jetzt nicht saufen“, wirdein neues Welt-Finanz-System entstehen und wohlmöglich ein Welt-Konjunktur-Programmzur Vermeidung einer Weltwirtschafts-Depression folgen. Schon gleich nach der US-Präsidentschaftswahlen sollen neue Welt-Gipfelmit den Schwelleländern im Boot in den USA stattfinden, um eineWeltwirtschafts-Rezession zu verhindern. Die größte Herausforderung für die USAwird die Bewältigung der kommenden Konsumentenkreditkrise werden.
Die USA willjetzt auch 250 Mrd. USD für die Teilverstaatlichung von Banken zur Verfügungstellen und damit den britischen Weg einschlagen. In Großbritannien wurde dreiGroßbanken, darunter auch die Royal Bank of Scotland (RBS) teilverstaatlicht.Der Staat hält dort nun 60% an Vorzugsaktien und die RBS erhielt über 60 Mrd. €als Kapitalspritze.
Nun drohen auch einigen deutschen Banken dieTeilverstaatlichung und damit mehr staatliche Kontrolle. Dabei waren esDeutschland gerade die unter staatlichem Einfluss stehenden Banken wie dieLandesbanken und IKB, die Mrd-Verluste und fast eine Insolvenz hinnehmenmussten. Einer der ersten Kandidaten wird wohl die Hypo Real Estate werden unddann werden sich die deutschen Landesbanken (also der Staat!) an demStaatskreditprogramm beteiligen. Das waren aber auch schon vorher diePleitekandidaten, die jetzt künstlich am Leben erhalten werden.
Ob alles dieseMaßnahmen ausreichen, um nun wieder den seit der Insolvenz von Lehman Brothersausgetrockneten Interbankenmarkt wieder zu beleben wird, bleibt abzuwarten. Auchdie Diskussion um Boni zeigt schon Wirkungen. So verrichtete der Deutsche BankChef Josef Ackerman in diesem Jahr auf seine Boni, die 80% seines Gehaltesausmachen.
Er will das Geld verdienten Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Ackermannwar einer derjenigen „Experten“ (und Berater von Angela Merkel), der dieFinanzkrise schon im Frühjahr für beendet erklärte. Ich war schon damals einer ganzanderen Auffassung wie Sie im Newsletter EASTSTOCK TRENDS und meinen Kolumnen nachlesen können. Ich hatte rechtzeitig voreinem möglich Crash an den Weltbörsen im September/Oktober schon vor Monatengewarnt und empfohlen vorsichtshalber auch an den Ostbörsen in Cash zu gehen,was sich im Nachhinein als richtig herausgestellt hatte.
Ich glaube nach wievor, dass die Situation mit dem Rettungsprogrammen noch nicht bereinigt ist unddass die Situation weit schlimmer ist, als die meisten zu erkennen geben. Mandenke nur an die Goodwill-Abschreibungen im Volumen von 150 Mrd. € für deutscheUnternehmen, die im nächsten Jahr die Bilanzen belasten werden.
Nun drohen Bankmanagern,die das Geld vom Staat in Anspruch nehmen, Gehälter von nur noch 500.000 € nebeneiner verstärkten Staatsaufsicht. Die Verstaatlichungswelle im Bankensektordürfte damit weltweit weitergehen, wobei die Initiatoren auf den Erfolg desschwedischen Modells in den 90-er Jahre hoffen. Damals kamen der Staat unddamit der Steuerzahler mit einer schwarzen Null heraus. Wenn es aber zu einerzu starken Beanspruchung der Steuerzahler kommen sollte und die Weltwirtschaftzu stark in die Rezession gleiten sollte, droht sogar eine Währungsreform.
DieBretton Woods-Experten bereiten schon einenEntwurf vor. So gibt es schon jetzt verschieden Konzepte, die de facto auf eineWährungsreform hinauslaufen. In jedem Fall soll der Währungshüter IWF in Zukunftmehr Macht und Kontrollfunktionen bekommen, An den Weltbörsen wurden in derletzten Woche neben dem Rettungsprogramm auch das Thema Rezession in 2008 eingepreist.Bei sehr hoher Volatilität und Kurseinbrüchen von über 7% am Donnerstag schlossdie Wall Street am Freitag mit einem Plus von 4% im Wochenverlauf, obwohl dieKurs am Freitag selbst mit 1,41% ins Minus gerieten.
Am vergangen Montag kam esnach dem US- und EU-Rettungsprogramm zu einem Kursanstieg im zweistelligenProzentbereich. Die Nerven bei den Bankmanagern und Anlegern werden auf einegroße Belastungsprobe gestellt, da mit den jetzt beschlossenenRettungsprogrammen der Super-Gau noch nicht gänzlich vermieden ist.
Am Freitagfiel der Dow Jones allerdings unter großenKurschwankungen um 1,41% auf 8852 Indexpunkte während der DAX mit einem Plusvon 3,43 % bei 4781 Indexpunkten schloss. Am Vortag brach der Dow Jones über 7%bzw. 700 Indexpunkte ein, was einen Wertverlust von über 1 Billion USDbedeutet. Noch stärker waren die Kursschwankungen in der letzten Woche an derMoskauer Börse, die sich weiterhin im freien Fall befindet.
Der RTS-Index bracham 16.Oktober noch einmal um 6,48% auf 667,62 Indexpunkte. Dabei zählte dieMoskauer Börse im Mai mit einem Plus von 5% noch zu den Top-Perfomern unter denWeltbörsen. Im Mai befand sich der RTS noch über 2400 Indexpunkte. Seit Mai fielendie Kurse in Moskau um über 70%! Der Wertverlust betrug damit fast 1 BillionUSD Dollar, was fast soviel wie das russische BSP ist. An der NYSE betrug derKursverlust am 15. Oktober sogar über 1 Billion USD an einem Tag.
Der beidenHauptgründe für den dramatischen Kursverfall vor allem in den letzten Wochenwaren die Halbierung des Ölpreises von über 150 auf nunmehr 72/USD/Barrel undder „Margin Call“ (Nachschusspflicht) für viele Oligarchen und Hedgefonds, die russischeAktien zur Besicherung für Kreditaufnahmen im Mrd-Volumen hergeben haben. DieOPEC will am 24. Oktober nach dem dramatischen Kursverfall des Ölpreises nun umVerminderung der Ölfördermengen um ein Million Barrel pro Tag beraten.
Nochwichtiger für die russischen Aktien sind aber die Margin Calls bei Hedgfondsund russischen Großaktionären. Nachdem die Kurse von besicherten Blue Chipsunter die Beleihungsgrenzen fielen, warfen Banken und Hedegfonds ohne Rücksichtauf den Kurs ganze Aktienpakete auf den Markt, was nach und nach den Kursdruckerhöhte.
Zudem gab es kaum einen, der den Mut hatte, das Material aufgrund derUnsicherheit im Finanzmarkt aufzunehmen. Auf diese Weise verloren russischeOligarchen in der Summe über 230 Mrd. USD. Einige russische Oligarchen wie OlegDeripaska gerieten in arge Zahlungsnöte, da der Kauf von Anteilen mit durch Aktienbesicherten Krediten erworben wurde.
So erwarb Deripaskabzw. sein Aluminiumkonzern RuSal für einen 25%gen Anteil an Norilsk Nickel einenKredit in Höhe von 4,6 Mrd. USD. Ebenso benötigte die Alfa Group (Altimo) ein Kredit von 2 Mrd. USD von der DeutschenBank AG, um den Anteil an dem Mobilfunkunternehmen Vimpel Com auf 44% zuerhöhen.
Nun haben die Kreditgeber das Recht, die Aktien über den Markt zu verkaufen,falls die Differenz bis zur Beleihungsgrenze nicht in Cash bezahlt wird. Aberauch Oligarchen haben in der Regel nicht einige Mrd. USD flüssig auf dem Konto.Daher musste Deripaska notgedrungen schon seinen Anteil, an dem AutomobilzuliefererMagna verkaufen. Den Anteil Strabag SE soll er aber noch haben.
Vor einigen Wochenkündigten russische Oligarchen bzw das Management der jeweiligen Untenehmengroßangelegte Aktienrückkaufprogramme an, um den Kurssturz aufzuhalten. Nachdemdie Aktien aber um weiter 20-30% im Oktober einbrachen, wurden die Aktienrückkaufprogrammeaber nach und nach rückgängig gemacht, weil die Aktienkurse jetzt weit tiefer sindals bei Bekanntgabe vor einigen Wochen.
So will der Großaktionär Prohkororvauch gegen das Aktienrückkaufprogramm von Norislk Nickel klagen, da beiDurchführung des Aktienrückkaufprogramms im Volumen von 2 Mrd. USD Insolvenzgefahrbesteht. Norilsk Nickel hat den Aktionären angeboten, Aktien zum Kurs von 616Rubel bzw. 17,6 € pro ADR zurückzukaufen, wobei der Aktienkurs zur Zeit bei 5,4€ liegt.
Der Oligarch Prokhorovbeteiligte sich zuvor mit 500 Mio. USD an dem größten russischen InvstmentbankRenaissance Capital. Vor 6 Monaten wurde der Wert dieses 50%-igen Anteils noch auf 5 Mrd. USD geschätzt. Ichvermute, dass nun das große Broker- und Bankensterben in Russland beginnt. Um eine„Bankenrun“ zu vermeiden, wird wohl die Sberbank und die VTB Bank eine Reihevon Banken und Brokern übernehmen, wobei der wahre Gewinner des Verteilungskampfesder Kreml sein wird. Der Staat holt sich damit das sehr günstig zurück, wasunter der Jelzin-Zeit unkontrolliert unter Oligarchen aufgeteilt wurde.
Zudem will derPräsident Medwedew Untersuchungen zur Korruptionsbekämpfung einleiten und dabeifeststellen, wie russische Beamte zu Traumvillen in Südfrankreich undSüdspanien gekommen sind. Die Säuberungs- und Konsolidierungswelle könnte zwischenzeitlichzu weiteren Irritationen am Aktienmarkt führen, ist mittelfristig aber zu begrüßen. Die meisten der über 1000 Banken sindaufgrund der zu geringen Eigenkapitalausstattung ohnehin nicht nach westlichenMaßstäben überlebensfähig und die Milliarden aus dem Ölsektor versiegenallmählich.
Schon jetztgibt es ein ganze Reihe von unterbewerteten russischen Aktien, die aber erst dann wieder nachhaltig steigen werden, wenn die „Margin Calls“ für Oligarchenund Hedgefonds aufhören und zudem die Weltbörsen die wahrscheinliche Rezessionin 2009 eingepreist haben und nicht weiter so dramatisch fallen wie in den letztenbeiden Monaten. Das Erholungspotential ist bei einem KGV von 3-4 enorm, wobeijetzt KGV nicht mehr die Bedeutung wie zuvor haben.
Wichtiger ist der Verschuldungsradund die Cash Flow-Situation des Unternehmens. Zudem sollte der Analyst und Anlegerjetzt darauf achten, welche Aktienpakte von Großaktionären zu welchen Konditionenbesichert sind. Die Transparenz ist darüber sehr gering. Daher handelt es sichauch bei Aktienkäufen im Moment noch um eine unkalkulierbare „Black Box“.
Auch ist noch nicht klar, welcheFolgewirkungen die Finanzkrise auf die Realwirtschaft haben wird. Hierauf solltenAnleger und Analysten jetzt den Blick werfen, um nicht wieder auf dem falschenFuß erwischt zu werden. Wer zu früh versucht, dass fallende Messer aufzufangen,schneidet sich in den Finger. Wenn der Dow Jones unter 8500 Index fallensollte, werden auch die anderen Weltbörsen die Talfahrt fortsetzten.
Bei unter8000 Indexpunkten droht sogar eine weitere Tsunami-Welle. Beim DAX musszunächst die 4500-er Marke halten. Unter 4300 Indexpunkte dürfte es auch beimDAX eine weitere Tsunami-Welle geben. Es ist also noch unklar, ob das schon dieletzte Kapitulationsphase war oder ob wir diese noch vor uns haben. Es wirdjetzt zunächst alles davon abhängen, ob und wann die „Pferde saufen“ wollen. Daherbleibt Cash King!
Mutige Anlegergehen dennoch mit 10-20% des Geldes schon jetzt im Trading-Bereich auf„Schnäppchenjagd“ und daher mit gestaffelten Abstauberlimits in den Markt undeifern Warren Buffet nach, dessen Leitspruch ist: „Verkaufe, wenn die Gier überwiegtund werde gierig, wenn die Angst überwiegt!“ Daher ist mein Motto auch beimeinem Ostbörsen-Seminar „Go East“ am 12. November 2008 um 17.30 Uhr inFrankfurt M. „In der Krise liegt die Chance“. Bis dahin dürfte aber noch einiges passieren. Welche AktienSie jetzt kaufen oder verkaufen sollen, können Sie der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline09001-8614001 (1,86 €/Min.) entnehmen.Bestellen Sie auch jetzt den kostenlosen Newsletterbei www.andreas-maennicke.de