Energie:
Der WTI-Ölpreis konnte gestern seine Erholung fortsetzen und bis auf 75USD je Barrel steigen. Der Ölmarkt profitiert dabei von denSpekulationen über eine Kürzung der Ölfördermenge durch die OPEC beimaußerordentlichen Treffen an diesem Freitag und den freundlichenAktienmärkten. Die weiterhin bestehenden Rezessionsängste werden aberdafür sorgen, dass ein Preisanstieg begrenzt bleibt.
Die InternationaleEnergieagentur geht davon aus, dass sich der globaleWirtschaftsabschwung durch eine Fördermengenkürzung der OPECverschärfen könnte, falls die Ölpreise daraufhin deutlich steigen. DieOPEC scheint derzeit aber stärker besorgt zu sein über einenkurzfristigen Preisverfall als einen möglichen längerfristigen Rückgangder Nachfrage.
Laut OPEC-Präsident Chakib Khelil wäre ein Ölpreisniveauzwischen 70 und 90 US-Dollar für alle Seiten am besten, wobei der Preisfür den OPEC-Rohöl-Korb derzeit unter 65 USD je Barrel liegt. Khelildrängte daher die wichtigsten Nicht-OPEC-Produzenten wie Russland,Mexiko und Norwegen dazu, sich an der Produktionskürzung zu beteiligen.
Ansonsten müsste die OPEC stärkere Opfer bringen, d.h. die Produktionnoch stärker einschränken. Unterhalb von 70 US-Dollar würden Khelilzufolge viele internationale Ölprojekte aufgeschoben oder sogareingestellt.
Einige Länder wie Venezuela und der Iran benötigen zurFinanzierung ihrer immens gestiegenen Staatsausgaben einen deutlichhöheren Ölpreis als noch vor einigen Jahren. Der kritische Preis fürdiese Länder dürfte bei etwa 70 USD liegen, wenn man die jünstenÄußerungen aus diesen Ländern als Indiz nimmt.
Sogar der russischeStaatshaushalt sollte bei einem nachhaltigen Rutsch unter 70 USD lautFinanzministerium defizitär werden. Dies ist auch ein Grund, weshalbwir davon ausgehen, dass der Ölpreis vom derzeitigen Niveau nicht mehrdeutlich fallen wird, wobei eine kurzfristige Übertreibung nach untenwahrscheinlich ist. Wir haben unsere Ölpreisprognose aufgrund derFinanzmarktkrise und der Folgen für die Konjunktur und für das laufendeQuartal auf durchschnittlich 75 USD angepasst.
Edelmetalle:
Einfesterer US-Dollar und steigende Aktienmärkte ließen den Goldpreiswieder unter die Marke von 800 USD je Feinunze fallen. DerFed-Vorsitzende Bernanke gab gestern seine Zustimmung für ein zweitesKonjunkturprogramm.
Obwohl das erste Stimulierungspaket im Umfang von168 Mrd. USD im Frühjahr nur ein kurzes Strohfeuer entfachte und dieStaatsverschuldung damit weiter steigen wird, reagierten US-Dollar undAktienmärkte auf diese Nachricht mit deutlichen Kursgewinnen. EUR/USDist seit gestern Nachmittag um 1,5% auf 1,32 gefallen, den niedrigstenStand seit März 2007. Sinkende Geldmarktsätze deuten zudem darauf, dassdie umfangreichen Staatsgarantien und Kapitalspritzen in dasBankensystem allmählich Wirkung zeigen und zu einer leichtenEntspannung im Interbankenhandel führen.
Folglich sinkt derzeit dieAttraktivität von Gold als sicherer Hafen. Bei Preisen unter 800 USDsollte aber die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie wieder zunehmen.In der nächsten Woche stehen mit Dhanteras und Diwali zudem zweiwichtige hinduistische Feiertage an, welche mit einer hohenGoldnachfrage einhergehen.
Dennoch kann aufgrund der o.g.Einflussfaktoren kurzfristig ein weiterer Rückgang beim Goldpreis nichtausgeschlossen werden. Die nächste Unterstützung liegt bei 774 USD, demTief von letzter Woche.
Industriemetalle:
DieIndustriemetalle gaben gestern nach den schwächeren BIP-Zahlen fürChina mehrheitlich im Tagesverlauf nach und können auch heute auch vonder Hoffnung auf ein weiteres Konjunkturpaket in den USA nichtprofitieren.
Die Fundamentaldaten am Kupfermarkt unterstützen denAbwärtstrend: so berichtet die ICSG von einer sich weiter verbesserndenMarktbilanz: in der ersten sieben Monaten des laufenden Jahres übertrafdie Kupferproduktion die Nachfrage saisonbereinigt um 166 Tsd. Tonnen.Eine technische Reaktion nach oben ist nach den schweren Verlusten derletzten Wochen – der Preis fiel seit Anfang September um knapp 40% –wahrscheinlich, auch wenn der Kupferpreis im Gegensatz zu vielenanderen Industriemetallen noch oberhalb der Grenzkosten notiert.
AmNickel- und am Zinkmarkt zeichnen sich weitere Produktionsschließungenab: In Kanada gibt First Nickel bekannt, dass die Produktion in derLockerby Mine ausgesetzt wird. Am Freitag hatte Blue Note Miningmitgeteilt, dass die Aktivitäten in der Caribou Zink- und Bleimineeingestellt werden. Im August hatte man noch ein Rekordproduktion von93 Tsd. Tonnen gemeldet.
Darüber hinaus erwägt das australischeUnternehmen OZ Mineral die Produktion in der weltweit zweitgrößtenZinkmine Century zu reduzieren. Die Kosten lagen im 3.Quartal bei 87Cents je Pfund, der durchschnittliche Verkaufspreis bei 80 Cents.