Energie: DieStimmung am Ölmarkt bleibt extrem schlecht. Der WTI-Ölpreis ist seitgestern um 5 US-Dollar gefallen und wird damit wieder unter der Markevon 70 USD je Barrel gehandelt. Ein Unterschreiten des 20-Monatstiefsvon letzter Woche bei 68,60 USD ist somit sehr wahrscheinlich geworden.Eine deutliche Aufwertung des US-Dollar und Sorgen vor einer weiterenAbschwächung der Nachfrage wiegen derzeit schwerer als die zuerwartende Produktionskürzung durch die OPEC. Abgesehen von diesenpsychologischen Faktoren gibt es keine fundamentalen Nachrichten,welche den kräftigen Preiseinbruch erklären können. Laut aktuellenErhebungen der Londoner Beratungsfirma Lloyd’s Marine Intelligence Unithat die OPEC in den vier Wochen bis zum 5. Oktober bereits 900 Tsd.Barrel Rohöl weniger pro Tag exportiert als in den vier Wochen zuvor.Diese Angebotsreduzierung, welche sogar über die Beschlüsse desOPEC-Treffens vom September hinausgeht, konnte den Ölpreisverfall inden vergangenen Wochen aber auch nicht stoppen, weil die Nachfrageebenfalls stärker fällt als erwartet und Marktteilnehmer sich ausRohölinvestments zurückziehen. Heute könnten die US-Lagerbestände füreine weitere Belastung sorgen. Es wird erwartet, dass dieRohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 2,65 Mio. Barrelgestiegen sind. Dies wäre der vierte Anstieg in Folge. DieBenzinvorräte sollen um 2,7 Mio. Barrel gestiegen sein, bei denDestillaten wird ein Lageranstieg um 300 Tsd. Barrel erwartet. Einstärkerer Anstieg der Lagerbestände würde als weiterer Beleg für einÜberangebot am Ölmarkt gelten und die Preise entsprechend unter Drucksetzen. Die OPEC stößt beim Versuch, auch die Nicht-Mitglieder zu einerProduktionskürzung zu veranlassen, auf wenig Gegenliebe. Russland willweiterhin eine von der OPEC unabhängige Politik betreiben, und auchNorwegen lehnt eine Produktionskürzung ab. Folglich wird die OPEC dieProduktionskürzung allein tragen müssen. Die Uneinigkeit derProduzenten schwächt die Glaubwürdigkeit, wirklich Einfluss auf diePreisentwicklung nehmen zu können. Gleichwohl sehen wir die derzeitigePreisschwäche bereits als eine Übertreibung und daher nur nochbegrenztes Abwärtspotenzial für den Ölpreis.
Edelmetalle:Gold verliert am Morgen auf ein 5-Wochentief von 758 USD je Feinunze.Der massive Anstieg des US-Dollar ist Katalysator dieser Entwicklung.Der Euro fiel gegenüber der US-Währung erstmals seit Anfang 2007 unterdie Marke von 1,30. Dadurch dürften Longpositionen in Gold abgebautworden sein. Solange der Höhenflug des US-Dollar anhält, dürfte Goldunter Druck bleiben. Gestern gab die Fed bekannt, die unter Druckgeratenen Geldmarktfonds mit bis zu 540 Mrd. US-Dollar stützen zuwollen. Diese hatten in den vergangenen Wochen kräftige Kapitalabflüsseverzeichnet. Mit der Maßnahme der Fed sinkt der Anreiz für Investorenweiter, Gold als letzten sicheren Hafen zu nutzen, nachdem zahlreicheRegierungen zuvor schon die Spareinlagen mit milliardenschwerenStaatsgarantien versehen hatten. Von einer Flucht aus Gold kann dennochkeine Rede sein. SPDR Gold Trust vermeldet in den vergangenen vierTagen nur geringfügige Goldabflüsse von insgesamt etwas mehr als einerTonne. Silber ist wieder unter die Marke von 10 USD je Feinunzegefallen, nachdem es gestern gegen den Trend 3% steigen konnte. Ohneeine Erholung bei Gold dürfte auch Silber keine nachhaltigenKursgewinne erzielen.
Industriemetalle: MitAusnahme von Nickel gaben auch die Industriemetalle vor dem Hintergrundwachsender Konjunktursorgen und des festen US-Dollar weiter nach.Freeport-McMoRan, führendes amerikanisches Minenunternehmen mitSchwerpunkt Kupfer, Gold und Molybdän, meldet gestern, seineInvestitionsausgaben zu reduzieren: Für das laufende Jahr wird dasBudget mit 2,7 Mrd Dollar 10% niedriger ausfallen, im nächsten Jahrwird es bei 2,3 Mrd. Dollar liegen statt 2,5 Mrd. Dollar. Auch wirdüber die Ausbaupläne für die El Abra Kupfermine neu nachgedacht. Damitzeigen sich die langfristige Auswirkungen der Finanzkrise: mitgeringeren Investitionsbudgets dürfte der langfristige Kapazitätsausbauzögerlicher verlaufen, was den Rohstoffpreisen mittelfristig wiederUnterstützung gibt.
Die Meldungen von Produktionskürzungen reißennicht ab: der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent PT Timah ausIndonesien erwägt, die Zinnproduktion aufgrund des Preisrückgangs indiesem Jahr um gut 6% zu kürzen. Zinn hat in den letzten Wochenbesonders unter den generellen Konjunktursorgen gelitten und seit MitteAugust fast 45% abgegeben. Angesichts nach wie vor fallenderLagerbestände an der LME und der angespannten Angebotssituation inIndonesien erachten wir das weitere Abwärtspotenzial als begrenzt.