Kommentar der Börsen-Zeitung: Der Absturz des Euro
Das war happig. Binnen 48 Stunden hat der Euro 7Cent gegen den Dollar verloren und ist am Mittwochmorgen auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2006 angekommen. Seit Mitte Juli hat die Gemeinschaftswährung 32 Cent auf den Greenback eingebüßt. Das sind, wie so vieles dieser Tage, historische Dimensionen.
Die Wahrheit ist: Die Eurozone hat derzeit ein Image-Problem. Während in den USA üppige Rettungspakete, mutige Konjunkturprogramme und ein entschlossener Finanzminister gemeinsam die gröbste Unbill von der Volkswirtschaft fernzuhalten scheinen, herrscht in Europa nach Lesart vieler Investoren noch Kleinstaaterei, die den großen Wurf nach US-Vorbild effektiv verhindert.
Nun gibt es aber ohnehin derzeit nicht viel, was für den Euro spricht. Die Eurozone hat nach wie vor ein hohes Zinsniveau und schlechte Wachstumsaussichten. Frankreichs Präsident fordert die teilweise Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, was am Markt als Ruf nach Protektionismus interpretiert und entsprechend abgestraft wird. Und die BayernLB hat offenbar mit den isländischen Schmuddelkindern gespielt. Fragt sich da noch jemand, warum der Euro abschmiert?
Und überhaupt, gegen welche große Währung soll der Euro auch steigen? Der Yen ist heiß begehrt, weil Carry Trader ihre Kredite in der niedrig verzinsten Währung zurückzahlen. Ähnliches gilt für den Schweizer Franken, der zudem noch vom Nimbus des sicheren Hafens profitiert. Der Dollar scheint erstens eine pragmatisch geführte Wirtschaftsmacht im Rücken zu haben, genießt zweitens eine globale Vormachtstellung und wird drittens von jenen gekauft, die ihr Geld inUS-Treasuries parken, bis ein Ende der Krise absehbar ist. Allein dasPfund bewegt sich im Gleichschritt wie der Euro; auch Großbritannien trauen die Investoren weniger zu als den USA.