Energie:
Beflügelt von steigenden Aktienmärkten und einem schwächeren Yen konnteder WTI-Ölpreis am Morgen bis knapp unter 65 USD je Barrel steigen.Gestern war der Kassakurs für Brentöl vorübergehend unter 58 USDgefallen, den niedrigsten Stand seit Februar 2007. Eine Erholung istnach den massiven Verlusten der vergangenen Tage nicht überraschend.Die Dauer der Aufwärtsbewegung wird maßgeblich davon abhängen, wie sichder US-Dollar entwickelt und ob die Erholung an den Aktienmärktenlänger als nur ein paar Stunden anhält. Die verkündete OPECProduktionskürzung um täglich 1,5 Mio. Barrel per 1. November dürftederzeit hingegen wenig Einfluss auf den Ölpreis haben, zumal vieleRohöllieferungen für November schon im Voraus gebucht worden sind.Raffinerien in Asien haben bislang noch keine Benachrichtigung überLieferkürzungen erhalten, rechnen damit aber in Kürze im Ausmaß von ca.5%. China erwägt Industriekreisen zufolge russischen Ölfirmen dieGewährung von Krediten in Höhe von 20-25 Mrd. USD, welche durchkünftige Ölexporte gedeckt sein sollen. Dies ist Teil eines Abkommens,welches Russland und China heute unterzeichnen wollen. Durch diesesAbkommen würde China, welches über Devisenreserven in Höhe von 1,9Billionen USD verfügt, Zugang zu 300 Mio. Tonnen russisches Öl über dienächsten 20 Jahre erhalten. Russland würde seine Ölexportediversifizieren und dringend benötigte finanzielle Mittel erhalten.Aufgrund der Finanzkrise und des Ölpreisrückgangs haben russischeUnternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten zu kämpfen, zumal derExportzoll von derzeit gut 50 USD je Barrel bei einem Preis von 60 USDfür russisches Öl einen Großteil der Exporteinnahmen aus dem Ölgeschäftwegfrisst. Der russische Staat kann wiederum kaum auf die Erlöse ausdem Ölgeschäft verzichten, welche mehr als die Hälfte der gesamtenHaushaltseinnahmen ausmachen. Gestern hatte ein Vertreter desrussischen Finanzministeriums eine außerplanmäßige Senkung desExportzolls im November abgelehnt. Die nächste Anpassung steht am 1.Dezember an.
Edelmetalle:
Gold hat sicherholt und steigt heute auf 750 USD. Steigende Aktienmärkte, ein etwasschwächerer US-Dollar und der höhere Ölpreis geben Gold Unterstützung.Die Erholung dürfte anhalten, solange sich der Deleveraging-Prozess unddie Rückführung von Carry-Trades nicht fortsetzen. Die langfristigorientierten Anleger haben den Preisrückgang der vergangenen Tageoffensichtlich dazu genutzt, um Bestände aufzubauen. SPDR Gold Trustberichtet einen Anstieg der Goldbestände um 2 Tonnen auf 749,21 Tonnen.Die physische Nachfrage bleibt somit ein stabilisierendes Element fürden Goldpreis. Der physische Markt für Goldmünzen und kleine Goldbarrenscheint bereits ausgetrocknet zu sein. Wie die kanadische Münzanstaltberichtet, ist praktisch jede Münzanstalt auf der Welt ausverkauft.Trotz aller Produktionsanstrengungen würde die Nachfrage noch immerstärker seien. Dennoch kann ein erneuter Preisrückgang bei Gold nichtausgeschlossen werden, wenn Finanzinvestoren abermals dazu gezwungensind, ihre bestehende Gold-Positionen zwangszuliquidieren, umLiquidität zu generieren und Kredite zurückzubezahlen.
Platin kannebenfalls kräftig zulegen und heute Morgen auf 830 USD je Feinunzesteigen. Die Preisdifferenz zu Gold hat sich wieder etwas ausgeweitet.Aufgrund der starken industriellen Verwendung dürfte das Potenzial beiPlatin sehr begrenzt sein, obgleich das gegenwärtige Preisniveaumassive Produktionskürzungen zur Folge haben wird.
Industriemetalle:
DieIndustriemetalle erlebten gestern einen äußerst volatilen Tag. Von denTagestiefs haben sich die Industriemetalle um über 10% erhöht. Diesdeutet zwar daraufhin, dass der Boden nah ist. Andererseits macht dieseimmense kurzfristige Volatilität nachhaltige fundamentale Analysenahezu unmöglich, weil der Markt hauptsächlich von den Emotionenbeherrscht wird und die fundamentalen Rahmenbedingungen noch außer Achtgelassen werden. Bei Zinn hat sich die Situation jedoch schon jetztgeändert, nachdem PT Timah, der größte Zinnproduzent Indonesiens, dieGrenzen klar definiert hat. Das Unternehmen gab bekannt, dass dieProduktion in diesem Jahr bei lediglich 45.000 Tonnen bzw. 23% tieferals im Vorjahr liegen wird. Außerdem schätzt man die durchschnittlichenProduktionskosten derzeit auf 12.000 USD je Tonne. Letzte Woche habenbereits die kleinen Zinn-Schmelzhütten in Indonesien das Preisniveauvon mindestens 17.000 USD je Tonne als noch machbar erklärt. DieseMeldungen reichten bereits aus, dass sich der Zinnpreis vomvorübergehenden Tief bei 10.500 USD auf nun knapp 15.000 USD erholenkann. Wir erwarten mittelfristig ähnlich starke Preisreaktionen beianderen Metallen, wenn sich die Grenzkosten klar abzeichnen und dieProduktionskürzungen Wirkung zeigen.