Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen hat einen staatlichen Ein-
griff in das System der Rating-Agenturen gefordert. „Beim Rating brauchen wir
mehr Staat: eine öffentliche Instanz, die objektiv Auskunft gibt“, sagte der Frei-
burger Professor der ZEIT. „Wir haben in Deutschland sehr auf das Vertrauen
der Anleger geschaut, aber zu wenig auf das wechselseitige Vertrauen im Ban-
kensektor. Nun muss sich etwa bei den Rating-Agenturen etwas ändern. Die
haben bei faulen Krediten signalisiert: Alles in Ordnung“, kritisierte Raffelhü-
schen.
Der Rentenexperte forderte außerdem eine Prüfung der Sachkenntnis von Poli-
tikern, die in Kontrollgremien staatlicher Banken sitzen. „Nur solche, die genug
von der Sache verstehen“, sollten derartige Aufgaben übernehmen dürfen. Laut
Raffelhüschen hätten manche Politiker in den Aufsichtsgremien Probleme, eine
Bilanz zu lesen.
Raffelhüschen zeigte sich zufrieden mit dem Zustand der gesetzlichen Renten-
versicherung in der gegenwärtigen Krise. „Wir alle können stolz auf ein Renten-
system sein, das mehr als hundert Jahre funktioniert hat.“ Raffelhüschen hatte
früher die gesetzliche Rentenversicherung oft kritisiert und sich für eine stärkere
Eigenvorsorge der Bürger ausgesprochen.