Angesichts dieses Déjà-vu-Erlebnisses überraschen die Bewertungen kaum. Die Börsen reagieren - mit zeitlichem Vorlauf - zunächst erfreut. Stabilitätsorientierte Ordnungspolitiker warnen dagegen, dass mit der radikalen Zinssenkung bereits die nächste Spekulationsblase genährt werde.
Wer aber hat recht? Keiner von beiden. An den Aktienmärkten wird bald Ernüchterung einkehren, weil die Zinssenkungen der Fed verpuffen, solange der Bankensektor nicht wieder in die Spur zurückfindet und die Talfahrt am Immobilienmarkt endet.
Aber auch die Anhänger der Hypothese der liquiditätsgetriebenen Spekulationsblasen irren. Nicht die Reaktion der Fed auf die Blasenimplosion des Jahres 2001 hat die Immobilien-Hausse ausgelöst. Die laxe Kreditvergabepraxis an Gläubiger schlechter und schlechtester Bonität wog schwerer.
Aber selbst wenn man für das Liquiditätsargument empfänglich ist, waren es nicht die Zinssenkungen, die die Krise heraufbeschworen haben, sondern das zu lange Festhalten am niedrigen Zinsniveau, nachdem sich die Wirtschaftschon wieder auf dem Wege der Besserung befand. Für die Beantwortung der Frage, wann die Zinsen wieder erhöht werden müssen, ist im jetzigen Zyklus noch viel Zeit.
Die Krise hat das Zeug, das Finanzsystem und die Realwirtschaft über Jahre zu schwächen. Die Geldpolitik kann derzeit dagegen nur sehr wenig ausrichten. Das Einzige, was sie tun kann, ist, dem System billiges Geld zumindest anzubieten. Der Schritt der Fed war daher ohne Alternative.