Ungarn erhielt in derletzten Woche einen IWF- und Weltbank-Kredit in der Höhe von 25Mrd. USD und die Ukraine in der Höhe von 16,5 Mrd. USD. Schondas Volumen macht deutlich, wie sehr es im Finanzsektor bei einzelnenLändern mit hohen Schulden brennt.
Auch Pakistan wird nur durcheinen IWF-Kredit vor dem sonst zwangsläufigen Staatsbankrottgerettet werden können. Alle Länder, die eine zu hoheVerschuldung und Leistungs- sowie Haushaltsbilanzdefizite aufweisen,kommen jetzt in schwere Schieflagen, wo nur noch der IWF oder dieWeltbank retten kann.
Auch bei einer Reihe von Unternehmensanleihenin Emerging Marktes und Industrieländern gibt esDefaultgefahren. Der Anleger sollte sich der Gefahren bewusst seinund ihnen offen ins Auge schauen. Wie haben es mit einer anormalenSituation zu tun, die mit Nichts in der Nachkriegeszeit vergleichbarist. DABEI STEHT UNS DER ULATIMATIVE STRESSTEST NOCH ALLEN BEVOR!
In Ungarn wird einMinuswachstum von 1% erwartet. Ungarn legte sich zwar schon in denletzten Jahren einen Sparplan auf, der aber auch die hoheVerschuldung nicht zurückführen konnte. Alle klugen Köpfeder Welt sollten sich rechtzeitig darüber Gedanken machen, waspassiert, wenn die USA oder einige europäische Länderüberraschend den Staatsbankrott anmelden müssen.
Dereinzige Ausweg dürfte dann nur eine Währungsreform sein.Jeder weiß schon jetzt, dass die amerikanischen Anleihen (undwohl auch nicht die Konsumentenschulden) nicht zurückbezahlbarsind. Die US-Staatsverschuldung hat sich schon auf 10 Billionenangehäuft und die Schuldenuhr tickt unaufhörlich jeden Tagum 1-2 Mrd. USD – wie eine Zeitbombe!
Unter Einbeziehung vonPensionsverpflichtungen und Kosten des Sozialsystems beträgt dieVerschuldung in den USA weit über 300% des BSP. Die meistenAnalysten, Politiker und Wissenschaftler wissen das genau, haltenaber dennoch einen Staatsbankrott von großen Industrienationenfür unmöglich – bis die Zeit sie einholt. Was imKleinen mit Island, Ungarn, Ukraine passieren kann, kann theoretischauch im Großen passieren. Machen Sie sich mal darüberGedanken, Herr Steinbrück, Paulson & Co., wer in Zukunft dieStaatsfinanzen der USA retten soll?
So mancher Anleger,Analyst und Journalist hat die Immobiliekrise in den USA zwar kommengesehen, aber keiner hat sich so recht rechtzeitig Gedanken gemacht,was passiert, wenn die damit verbundenen Risiken (und Folgewirkungen)über den ganzen Globus schlagend werden.
Ich hoffe nur, dass dePolitiker, Banker, Wirtschaftskapitäne und Wissenschaftler sichrechtzeitig darüber Gedanken machen, wie die Nachfolgegenerationdas Problem der weltweit Verschuldung lösen kann ohne eine Panik- wie wir sie jetzt erleben - geradezu zu provozieren. Wenn die USAdie Finger heben, ist es zu Spät zum Handeln. Dann sind dieGläubiger (China, Japan, Saudi-Arabien etc) am Zug und können„zwangsvollstrecken“ mit ungeahnten geopolitischen Auswirkungen.
Jetzt werden in allerHektik zähneknirschend weltweit Konjunkturprogramme, dieeigentlich keiner haben will, geschnürt, um eine Rezession odergar Depression im eigenen Land zu verhindern.
Andere Politikerfordern wiederum Steuersenkungen, um eine Rezession zu verhindern.Aber auch das bedeutet eine Erhöhung der Haushaltsbilanzdefizitein 2009. Die EU überlegt schon die Maastrich-Kriterienvorübergehend außer Kraft zu setzen und einHaushaltsbilanzdefizit von über 3% des BSP zuzulassen.
In Europakönnten demnächst die Staatsverschuldung zum BSP auf 70%und die Konsumentenverschuldung zum BSP auf 80% ansteigen. Allegegenwärtigen staatlichen Rettungs- und Konjunkturprogramme sindaber Konzepte, die die Staatsverschuldung weiter blitzschnell in dieHöhe treiben werden, was die Nachfolgegeneration dann irgendwann(nur wann?) ausbaden muss. Wer soll das alles bezahlen, wer hat soviel Geld?
Deutschland will 25 Mrd.€ für gezieltes Konjunkturprogramme bereitstellen, Japan feiltan einem Konjunkturprogramm von über 51 Mrd. USD(Staatsverschuldung ist hier schon 180% des BSP) und Frankreich willjetzt sogar einen Staatsfonds gründen, um wenigstens dieSchlüsselindustrien zu retten.
Die USA benötigen jetzt nachAuffassung des US-Ökonomen Nouriel Roubini, der schon lange denCrash vorausgesagt hat und nun einer der gefragtesten Ökonomenin den USA ist, dringend ein Konjunkturprogramm von 300-400 Mrd. USDzusätzlich zu dem 700 Mrd. Rettungsprogramm für die Banken,um einen Kollaps der US-Wirtschaft zu verhindern.
Er glaubt daran,dass sonst eine schwere Rezession, die über 2 Jahre anhaltenwird, unausweichlich ist. Einige Experten gehen davon aus, dass dieBankenkrise 3 Jahre anhalten wird.
Am 31. Oktober betrug dasMinus beim BSP zwar nur 0,3% und die Arbeitslosenzahlen waren nichtso stark wie erwartet, worauf auch die Wall Street zunächstpositiv reagiert hat. In Deutschland gab es erstmals seit Jahrewieder weniger als 3 Mio. Arbeitslose.
Die große Abschwächungund der starke Anstieg der Arbeitslosenzahlen beginnt aber in denUSA erst im Oktober 2008 und wird sich voraussichtlich bis Jahresendeverstärken. Ob die Konjunkturprogramme eine Rezession verhindernkönnen, ist ungewiss. In jedem Fall kosten sie der Bevölkerung,insbesondere der Nachfolgegeneration viel Geld.
Wenn das deutscheRettungsprogramm im Default endet, woran im Moment keiner denkenwill, kostet das jedem Staatsbürger 6000 €. Das sind wahrlichkeine schönen Weihnachtsgeschenke, die jedem Bürger jetztzu Weihnachten - zunächst nur als theoretische Größe- aufgebürdet werden.
Neben der Gefahr desStaatsbankrotts – zunächst nur bei einigen Ländern inEmerging Marktes – gibt es das Risiko der Defaultgefahren beiUnternehmensanleihen im Falle einer Rezession und einer restriktivenKreditvergabe bei Banken, also einer Kreditklemme.
Der StahlkonzernFerrochina musste schon Insolvenzen anmelden, obwohl das Unternehmennicht übermaßen verschuldet ist (Verschuldungsgrad unter50%), weil das Working Capital nicht finanziert wurde.
In Russlandsteht der Automobilzulieferbetrieb Amtel-Vredenstein vor derInsolvenz, weil die Umstrukturierung der 800 Mio. USD Schulden nichtgelang. Die Gefahr einer Insolvenz ist besonders bei „Zyklikern“,also von der Konjunktur abhängig Unternehmen besonders groß,wenn das Working Capital zu kurzfristig finanziert wurde.
Noch ist diesesProlongations-Risiko bei den meisten Unzernehmen nicht schlagendgeworden. Jeder Anleger und Analyst muss aber wissen, dass esvorhanden ist und einkalkuliert werden muss.
Gefährdet sind dieAnleihen von US-Automobilkonzerne und Konsumunternehmen, wenn derKonsum in 2009 einbrechen sollte. Dann können Aktien von heutauf morgen fällig wertlos werden (siehe Lehman Brothers). Jemehr Unternehmen jetzt in die Insolvenz geraten, desto größerwird die Krise (und Arbeitslosigkeit).
Der Überlebenskampfbeginnt jetzt schon. Besonders General Motors hängt am seidenenFaden und will nun mit Chrysler zwangsfusionieren. Auch vieleAutomobilzulieferbetriebe können Konkurs gehen und der Konsumkönnte einbrechen. Überall steigt jetzt weltweit dieSparquote, sogar in den USA, was eine Rezession verschärft, weilder Konsum dann abnimmt.
Gefährdet sind im Falle einer Rezessionwiederum auch Banken, weil Unternehmens-. und Konsumentenkrediteausfallen. Der eigentliche Teufelskreis könnte also erst in 2009beginnen. Auch Städte, Gemeinden und Kommunen könnten anden Rand der Pleite kommen.
Was jetzt weltweitunternehmensseitig passieren muss, ist ein De-Leveraging und eineRe-Kapitalisierung (zur Not künstlich durch Kapitalspritzen desStaates) also die Zunahme von Eigenkapital und die Abnahme vonFremdkapital.
Vor allen Dingen muss die Kreditwirtschaft wiederfunktionieren und es muss wieder Geld unter den Banken fließenund nicht zurückbehalten werden. Wer jetzt asl Unternehmen inCash ist und auch hohe Cash Flows in Zukunft durch seinGeschäftsmodell erzielt, dürfte enorme Wettbewerbsvorteilehaben und auch bei Analysten hoch im Kurs stehen.Zwangskapitalerhöhungen werden die Kurse weiter verwässern.Auch werden die ausländischen Staatsfonds jetzt weltweitwillkommene Anleger sein, denn jeder, der sich zu hoch verschuldethat, braucht im Moment Geld.
Dieser weltweiteDe-Leveraging-Prozess findet jetzt nicht nur bei vielen Unternehmen(und Oligarchen!), sondern auch bei Hedgefonds statt, die ihreAssets zur Liquiditätsbeschaffung wegen Margin Calls beikreditfinanzierten Aktienkäufen weltweit zwangsliquidierenmüssen.
Auch lösen sich weiter „Carry Grades“ imMrd-Volumen aufgrund des starken Yen auf. Dies führt inKombination mit dem Kapitalabzug von Institutionellen zwangsläufigzu Kurseinbrüchen ungeahnten Ausmaßes vor allem beiEmerging Markets und Rohstoffen wie ganz dominant in Moskau in denMonaten September/Oktober.
Auch gehen jetzt Versicherungen undPensionskassen fast komplett aus Risiko-Assets - und dazu zählenauch Aktien - heraus und gehen in Staatsanleihen. Hinzu kommen dieWährungsturbulenzen durch die starke Dollarerholung vor allem inden letzten beiden Monaten September/Oktober, die viele Länderzur Stützung der eigenen abwertungsbedrohten Währung zuZinserhöhungen nötigten, was wiederum die Konjunkturabwürgt.
So wurden die Zinsen in Ungarn zuletzt von 8 auf 11%angehoben und in der Ukraine gibt so hohe Zinsen wie lange nichtmehr. Der Rubel wurde seit August um 12% zum Dollar abgewertet. DieFlucht in den Dollar ist zwar wenig verständlich, aber siefindet weltweit statt. Vor allem verkaufen die Amerikaner selbst ihreAssets im Portfolio-Bereich im Ausland, um die Löcher im eigenenLand zu stopfen. Dies führt auch zu einem Kapitalabzug an denBörsen, was den Kursdruck erhöht.
Auch dies muss derAnleger sehen und verstehen: die Zinssenkung der FED um 0,5% auf 1%wird keine nachhaltige Verbesserung für die finanzielleSituation der Unternehmen bringen, wenn nicht die enorm hohenSpreads bei Eurobonds, Junk-Bonds und allen Unternehmensanleihen sichabbauen.
Die Zinsen über den Kapitalmarkt werden immer teurerund nicht billiger. Auch kann es demnächst ein Downgrade-Prozessbei Staatsanleihen sogar in Europa geben, was ebenso dieFremdfinanzierungskosten von Unternehmen enorm belasten wird.
Hierstellt sich die Frage des „Verwundbarkeits-Managements“. AuchVersicherungen werden in einem solchen Umfeld schwere Zeiten erleben.In den USA steht die private Altersversorgung auf dem Spiel, inEuropa irgendwann auch.
---> www.andreas-maennicke.de
Hinweise: Melden Sie sich jetzt an das Ostbörsen-Seminar „Go East – Inder Krise liegt die Chance!“ am 12. November 2008 um 17.30Uhr in Frankfurt M. Neben einer Risiko-Chancenanalyse fürdie Weltbörsen werden dort auch die neuen Chancen an denOstbörsen ausgelotet. Referenten sind Manfred Kastner (Vorstandvon Cat Oil AG), Stefan Laxhuber (Ostinvestor) und Andreas Männicke(ESI GmbH). Infos und Anmeldung unter www.eaststock.de. Am 7. November wird Andreas Männicke in der 3SATBörseum 21.30 Uhr über die Chancen in Russland nach dem Crash befragtwerden.