Die Bilanzierungserleichterungen schaffenzwar mehr Möglichkeiten zur Bilanzkosmetik, was aber nurvorübergehend Erleichterung verschafft. So sind die 400 Mio. €Gewinn bei der Deutsche Bank Makulatur. Vor einem halben Jahr wäreein Vorstand noch wegen Bilanzfälschung ins Gefängnisgekommen, wenn er den Abschreibungsbedarf nicht richtig angibt. Jetztwird der „Wahnsinn“ der Bilanzmanipulation undBilanzintransparenz legalisiert, was nicht gerade zum Vertrauen fürAnalysten und Anleger beiträgt. Ich bin gespannt wie hoch dieGoodwill-Abschreibungen in 2009 tatsächlich sein werden und wasdavon offengelegt wird…
Dass wir weltweit in 2009starke rezessive Tendenzen in der Wirtschaft bekommen, dürfteallen klar sein. Schauen Sie sich nur den Baltic Dry-Index fürFrachtraten raten an, der auf einem 10 Jahrestief ist.
Der weltweiteSchiffstransport kann aufgrund der Deflation in diesem Sektorzusammenbrechen Der Baltic Dry Index gilt als wichtigerFrühwarnindikator für die Weltwirtschaft, da 80% allerTransporte der Welt über das Schiff erfolgen. Auch Reeder werdenin Finanzschwierigkeiten kommen.
Die Frage ist nur, wie lange dieweltweite Rezession anhalten wird. Werden wir japanischeVerhältnisse bekommen? Wie Sie wissen hat der Nikkei-Index imOktober ein neues Jahrestief gebildet und damit einen über20-jährigen Bärmarkt bestätigt. Oder werden wir diegleichen Rezessionsmuster haben, wie in den vorherigenUSA-Konjunktur-Zyklen, also nur 1-2 Jahre?
Am Ende der Rezessionwerden die Kurse dann schon wieder anfangen zu steigen, da die Börsein die Zukunft schaut. Eine spannende Frage wird es auch sein, wiestark die Konjunkturabschwächung in den Emerging Markets in 2009sein wird.
Ich glaube an eine Halbierung der BSP-Wachstums-Zahlen undin einigen Ländern sogar mit einer leichten Rezession. Noch sinddie Emerging Markets nicht groß genug, um einen Gegengewichtfür die Industrieländer zu bilden. Vor allem werdenEmerging Markets, die überwiegend von Rohstoffexporten leben, im nächsten Jahr harte Zeiten durchmachen. Anleger sollten sichjetzt auf alles einstellen und flexibel bleiben.
Zwischenzeitlich werdenwir immer wieder starke Erholungstendenzen in einem fallenden Trendbekommen, was ein Eldorado für Daytrader, aber ein starkeNervenbelastung für Value-Investoren ist. So erholten sich dieKurse an der Moskauer Börse im Gleichklang mit den Weltbörsenbei einigen Blue Chips in der letzten Woche um 50-100%.
Die Sberbankerholte sich zum Beispiel von 80 auf 160 € in wenigen Tagen. Am 2.bis 4. November wird an der Börse wegen Feiertage nichtgehandelt. Am 27. Oktober wurde der Handel an der Moskauer Börsewegen zu starker Verkaufspanik am 24. Oktober mit einem Minus von 13%ausgesetzt. Dann begann eine bemerkenswerte Erholungsrallye um 50%beim RTS.
Dennoch ist der RTS mit einem Minus von 47% derTop-Verlierer unter allen Weltbörsen. Der Nikkei barch um 20%und der Dow Jones sowie der DAX um jeweils 14%.. Die letzteOktoberwoche wird aber auch als eine der am besten performendenWochen in die Börsengeschichte eingehen, was zeigt wie dichtLeid und Glück an der Börse im Moment beieinander liegen. Die hohe „Vola“ wird uns erhalten bleiben.
Geübte Tradersollten versuchen, diese großen Erholungschancen kurzfristigbei liquiden Aktien zu nutzen und illiquide Aktien im Moment meiden,weil es hier kaum Exitmöglichkeiten zu vernünftigenBedingungen gibt. Für den Normalanleger bleibt Cash King, da dieRisiken immer noch unkalkulierbar sind und jeder Tag eine neueHiobsbotschaft kommen kann. Ich habe da insbesondere den möglichenKonkurs von General Motors im Auge, der einen weiteren Crash an denWeltbörsen auslösen würde. Wie gesagt: nichts istunmöglich…!