Ein einziger Hedgefond hatte damals das Finanzsystem bereits in Gefahr gebracht. Und heute? Ende 2007 operierten laut WiWo ca. 10.000 Hedgefonds mit 2,5 Billionen US $ eigenen Mitteln. Sie finanzierten mit diesem geringen Eigenkapital mehr als das 10-fache, also 25-30 Billionen US $ über Kredite. Wenn hier "die Luft raus geht, droht Ungemach" - so ein Insider. Fakt ist, das Schlimmste steht noch bevor.
Schon 2006 warnte die BIZ vor abrupten krisenhaften Börsen- und Finanzmarktturbulenzen, falls Hedgefonds zusammenbrechen. Sie schlug in ihrem 76. Jahresbericht sogar vor, für den Notfall Vorratsbanken bereitzustellen.
In der Folgezeit warnten die EZB und die Bundesbank in ungewöhnlich scharfem Ton. Finanzminister Steinbrück reagierte mehrfach äußerst sauer auf dieses Thema.
In den letzten 15 Monaten der Finanzkrise waren die Hedgefonds aus dem Focus der Medien weitgehend verschwunden. Doch jeder einzelne Hedgefonds ist wegen ausgereizter Kreditfinanzierung ein tickende Zeitbombe.
Denn Kredite dürfte es in Zukunft kaum noch geben. Noch viel schlimmer: die bisher kreditfinanzierten Assets (Aktien, Unternehmensbeteiligungen, Immobilien) sind größtenteils im Preis gefallen, so dass nun Margincalls drohen. Doch nur ein Teil der Hedgefonds verfügt über genügend Kapital, um die Geldforderungen aus eigener Tasche zu begleichen.
"Den Investoren droht Totalverlust", schreibt die WiWo am 24.10.08. Die Hedgefonds- Branche leidet immer heftiger unter der Finanzkrise. Der vergangene September war der bisher schlimmste Monat aller Zeiten. Verängstigte Investoren ziehen Milliarden ab, Banken verlangen ihre Kredite zurück. Viele Fondsmanager müssen verzweifelt verkaufen, was immer zu verkaufen ist.
Das Handelsblatt titelt: "Hedge-Fonds in neuen Nöten". Experten befürchten, dass die Fonds in diesem Jahr ein Viertel ihres Kapitals verlieren werden. John Mack (Morgan Stanley), glaubt, dass im Zuge der globalen Finanzkrise bis zu 30% der rund 10000 Hedgefonds-Anbieter vom Markt verschwinden werden.
Die FAZ wiederholt am 31.10.08: "Hedgefonds fürchten verheerende Pleiteserie". Kapitalflucht und groteske Kurskapriolen - wie zuletzt bei VW. Die Finanzkrise hat nun auch die Hedgefonds-Szene mit voller Wucht erfasst. Panische Anleger bedrängen die "Genies der Geldanlage" und ziehen aus Angst ihre Gelder ab. Insider vermuten, dass 3000 Fonds vor dem Kollaps stehen.
Angesichts der Probleme vieler Hedgefonds erwägen institutionelle Investoren in den USA, ihr Kapital abzuziehen. Bis Ende 2009 werde jeder vierte Hedge-Fonds nicht mehr am Markt sein, erwartet Charles Biderman, Chef von Trimtabs Investment Research nach Information der FDT.
Drei von vier Fonds haben ihren Anlegern 2008 Verluste beschert. Und die Probleme werden schnell größer. Selbst das Aushängeschild der Branche, die britische Man Group kommt unter die Räder, schreibt das Handelsblatt.
Das übelste Szenario jedoch malte Investmentlegende George Soros an die Wand. Nach seiner Einschätzung könnten sogar die Hälfte aller Hedgefonds pleite gehen.
Ausgewertet heißt das: 3.000 bis 5.000 Hedgefonds droht nach Expertenmeinung das Aus. Das könnte dem Finanzsystem den Rest geben. 1998 reichte jedenfalls schon die Pleite eines einzigen Hedgefonds, um das Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs zu bringen.