Mit den Kursverwerfungen bei Volkswagen hatte der Dax seine Funktion als Barometer für die Entwicklung der deutschen Aktien verloren, da die VW-Aktie ihn völlig dominiert. Die Deutsche Börse hatte das Gewicht der VW-Aktie im Dax auf zehn Prozent gekappt. Es war vorübergehend auf 27 Prozent des angeschwollen.
Kaldemorgen warf Porsche in dem Zeitungsinterview vor, bewusst eine Knappheit der VW-Aktien herbeigeführt zu haben. Denn unter Berücksichtigung des vom Land Niedersachsen gehaltenen 20-prozentigen VW-Anteils seien nur noch 5,8 Prozent der Stammaktien frei handelbar gewesen. "Es muss Porsche klar gewesen sein, dass 5,8 Prozent freies Kapital nie und nimmer ausreichen, um die Nachfrage von Indexfonds zu befriedigen, die den Dax nachbilden müssen", sagte der Fondsmanager.
Kaldemorgen schätzt, dass der Gewinn von Porsche durch dieses unfaire Vorgehen bei 10 - 40 Milliarden Euro gelegen hat. Porsche hat dagegen die scharfe Kritikzurückgewiesen. Der von der DWS erhobene Vorwurf der Marktmanipulationentbehre jeder Grundlage, sagte ein Sprecher des StuttgarterSportwagenherstellers am Sonntag.
FAZ:
Herr Kaldemorgen, sind Sie neidisch auf den Spekulationserfolg von Porsche? Das Unternehmen dürfte Milliarden mit seiner VW-Spekulation verdient haben.
Nein. Die Finanzbranche ist nicht neidisch, sondern verärgert über das Vorgehen von Porsche: Das Unternehmen hat meiner Ansicht nach gegen das Verbot der Marktmanipulation verstoßen, sich gegen alle restlichen Dax-Unternehmen gestellt und zahlreichen Anlegern geschadet.
Porsche soll Kursmanipulation begangen haben?
Schauen wir uns doch einmal den Gesetzestext an: Paragraph 20a Wertpapierhandelsgesetz definiert Kurs- und Marktmanipulation als Geschäfte, die geeignet sind, falsche oder irreführende Signale für das Angebot, die Nachfrage oder den Preis von Finanzinstrumenten zu geben oder ein künstliches Preisniveau herbeizuführen sowie sonstige Täuschungshandlungen, die geeignet sind, auf den Preis eines Finanzinstruments einzuwirken. Genau das hat Porsche meiner Ansicht nach getan.
(...)
Porsche hat eine künstliche Knappheit an der VW-Aktie herbeigeführt?
Genau. Und das Bösartige daran ist, dass es außer Porsche niemand wusste. Dann hat Porsche zu einem Zeitpunkt, an dem die Märkte ohnehin nervös und angeschlagen waren, mitgeteilt, dass man Zugriff auf 74 Prozent der VW-Aktien habe. Und da auch die anderen Börsenteilnehmer rechnen können, war jedem sofort klar, was gespielt wird, und jeder rannte los, um sich noch vor den anderen Marktteilnehmern mit VW-Aktien einzudecken. Mit dem Resultat, dass der Kurs der Aktie durch die Decke gegangen ist. Das war eine gezielte Aktion, Porsche muss gewusst haben, was passieren wird.