Der Firma Stankiewicz aus dem niedersächsischen Adelheidsdorf mit weltweit über 2100 Beschäftigten droht die Insolvenz, weil die Banken nicht ausreichend Kredite bereitstellten, bestätigte eine Sprecherin am Donnerstag Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA).
Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 270 Millionen Euro stellt unter anderem Schallisolierungen für gehobene Pkw her. Stankiewicz beliefert nach eigenen Angaben auch den US-Konzern General Motors. Doch für Lieferungen an US Autokonzerne gibt es offentsichtlich keine Kreditversicherungen mehr, weil diese Befürchten, dass die Pleite nur eine Frage der Zeit sei. Diese Situation treibt derzeit viele Autozulieferer in den Ruin.
Der VDA erklärte, Stankiewicz verfüge über einen soliden Sanierungsplan. Den Banken warf der Verband vor, dem Unternehmen mit der Kündigung von Kreditlinien die Zukunft zu verbauen und die Auswirkungen einseitig auf dessen Kundschaft zu verlagern.
Der VDA appelierte an die Banken, der meist mittelständischen Zulieferindustrie die Kredite nicht zu kündigen. "In den letzten Wochen mehren sich die Nachrichten von Zulieferfirmen, dass einige Geschäftsbanken, zu denen auch Landesbanken gehören, zunehmend Kreditzusagen verteuern, zurückziehen oder Kredite kurzfristig fällig stellen", erklärte der VDA. "Damit kann gerade auch klein- und mittelständischen Betrieben der Entzug der Existenzgrundlage drohen, was den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen am Standort Deutschland bedeuten könnte."
Die von einigen Kreditinstituten bereits in Anspruch genommenen Mittel aus dem Rettungspaket des Bundes sollten nicht nur zur Verbesserung von deren Bilanzen verwendet werden, sondern vielmehr, "um das laufende Geschäft mit den Geschäftspartnern der Banken weiterführen zu können". Der Aufruf des VDA ist die erste so deutliche Warnung eines großen Branchenverbandes vor den Folgen verschärfter Kreditbedingungen.
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte bereits kritisiert, "die EZB hat zwar die Leitzinsen gesenkt, aber die Geschäftsbanken leiten den Liquiditätsfluss nicht weiter". Auch der Autohandel sei von dem Engpass bedroht. In kaum einer anderen Branche sind Hersteller und Lieferanten so voneinander abhängig wie in der Autoindustrie.
PKW Absatz bricht ein
Die Pkw-Nachfrage in Europa ist nach Verbandsangaben auch im Oktober eingebrochen. Mit 1,1 Millionen Fahrzeugen seien im vergangenen Monat 15 Prozent weniger neue Fahrzeuge auf europäischen Straßen zugelassen worden als vor Jahresfrist, teilte der VDA mit.
In Westeuropa seien die Verkäufe um 16 Prozent auf eine Million Pkw geschrumpft. Vor allem Spanien, Großbritannien und Italien hätten hohe Rückgänge verzeichnet. Als Grund für den Verkaufsrückgang nannte der VDA die Konjunkturabschwächung und die zunehmende Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe.