Eine Staatshilfe nur für die Autohersteller allein dürfe es nicht geben, verlangt Automotive Thüringen. Für die Zulieferer und ihre Beschäftigten müsse jetzt ebenfalls ein Rettungspaket her.
Die Thüringer Allgemeine berichtet:
Der Vorstandsvorsitzende des Automotive Thüringen (AT), Michael Militzer, forderte gestern gegenüber dieser Zeitung einen übergreifenden Automobilsicherungs-Fonds. Im Vorfeld des heutigen Treffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit der Opel-Führung und dem Gesamtbetriebsrat im Berliner Kanzleramt betonte Militzer, dass es keine einseitige Förderung nur für Automobilhersteller geben könne. "Es trifft nicht nur Opel. Die ganze Branche ist in der Krise, strukturell und verstärkt durch die Finanzkrise."
Militzer will deshalb auch die Zulieferer von dem staatlichen Rettungspaket nicht ausgeschlossen wissen. Es braucht ein schnelles Signal, denn die Umsätze brächen weg und eine Jahresplanung für das kommende Jahr sei derzeit kaum möglich, so der Vorstand des größten Thüringer Branchenverbands.
Speziell für die Zulieferer müsse ein umfassendes Hilfspaket beispielsweise aus Bürgschaften, aus Zinsverbilligungen und Abschreibungsverlagerungen geschnürt werden. "Das schafft den Unternehmen Zeit, die Krise zu bewältigen." Die Zuliefererindustrie sei mindestens so wichtig wie die Autokonzerne selbst, betonte der AT-Vorsitzende, denn sie stelle einen Anteil von 70 Prozent aller Autos her und beschäftige wesentlich mehr Menschen.
Autoexperte Dudenhöffer: Opel-Konkurs würde 100.000 Arbeitsplätze vernichten - Zulieferer auf Überbrückungskredite angewiesen
Nach Einschätzung des AutoexpertenFerdinand Dudenhöffer kommt die Zulieferindustrie ohne staatlicheHilfen nicht ungeschoren durch die gegenwärtige Autokrise. Dudenhöffer bei N24: "Auf jeden Fall brauchen die Zulieferer in dennächsten Monaten und im Jahr 2009 Überbrückungskredite. Denn (…) keineBank der Welt gibt heute einem Zulieferer, selbst einem kerngesundenUnternehmen, einen zusätzlichen Kredit. Wir gehen in die ganz großeGefahr, sollten wir jetzt nicht vernünftig vorgehen, dass kerngesundeUnternehmen wegen Liquiditätsschwierigkeiten unwiederbringlich verlorengehen, zerstört werden."
Dudenhöffer bei N24 auf die Frage,wieviele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen: "Das ist im Augenblickschwer zusagen. Es kommt darauf an, wie wir durch die Krise gehen, wasan staatlicher Unterstützung zur Verfügung stehen wird. Alleine derKonkursfall Opel würde bedeuten, dass gut hunterttausend Arbeitsplätzevernichtet sind. Gehen wir davon aus, dass Opel durch Amerika,vielleicht durch Kredite in Deutschland gerettet wird, dann muss manfürs nächste Jahr mit (dem Verlust von) 20.000 Arbeitsplätzen rechnen."
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