Somalische Piraten bauen sich vornehme Steinhäuser, fahren Luxusautos, heiraten schöne Frauen und engagieren sogar Catering-Dienste zur Verpflegung ihrer Geiseln. In Somalia sind Piraten die neuen Helden.
Die Branche boomt. Schätzungen gehen von insgesamt mehreren tausend Piraten in Somalia aus. Die Risiken sind gering und die mögliche Bezahlung hoch. Die Seeräuber starten zumeist von der halbautonomen Region Puntland aus. Lokale Abgeordnete sollen sie dort gegen einen Anteil an der Beute schützen, heißt es.
Doch Piraten gibt es nicht nur am Horn von Afrika. Auch an der Strasse von Malakka bei Singapur und vor den Küsten Nigerias sind Schiffe nicht mehr sicher. Sogar vor Marokko wurden schon schiffe bedroht. Die International Chamber of Commerce gibt bereits einen wöchentlichen Überblick über Piratenattacken weltweit und dazu eine Weltkarte, wo die Ereignisse stattfanden:
--->Live Piracy Map
"Die Welt" berichtet:
Die Küstenstädtchen wie Haradhere, Eyl und Bosasso waren einst von bitterer Armut gezeichnet. Heute sind sie voll mit neuen Restaurants, großen Autos und Internet-Cafés. Einige Bewohner haben sich sogar Generatoren zugelegt und genießen damit den in Somalia fast unbekannten Luxus einer 24-stündigen Stromversorgung.
Die boomenden Städte stehen in scharfem Kontrast zum bitterarmen Rest des Landes. Die Lebenserwartung liegt bei 46 Jahren, jedes vierte Kind stirbt noch vor dem fünften Geburtstag. Ausländische Hilfsorganisationen haben das Land angesichts der vorherrschenden Gewalt fast völlig verlassen. Im Süden des Landes haben islamische Extremisten die Herrschaft übernommen, die Verdächtige auspeitschen und steinigen lassen.
Piraten hingegen sind vertrauenswürdige Geschäftsmänner - zumindest an der somalischen Küste. Bei Dahir dürfen sie sogar alle Einkäufe anschreiben lassen. „Sie nehmen immer Sachen ohne zu zahlen und wir schreiben sie ins Schuldenbuch“, sagt die Händlerin. „Später, wenn sie dann das Lösegeld haben, zahlen sie uns viel Geld.“ Die Tatsache, dass die Piraten für Jobs sorgen, verschafft ihnen Ansehen – auch wenn die Besatzungsmitglieder der gekaperten Schiffe monatelang festgehalten werden.
Die Bevölkerung sorgt unterdessen dafür, dass immer genügend Kath-Blätter für die Piraten im Angebot sind. Die in der Region beliebte Droge vertreibt ihnen die lange Zeit auf den Schiffen.