Bundespolizei und Deutsche Bahn AG wollen mit mehr Präsenz und Videoüberwachung auf die hohe Bedrohungslage im öffentlichen Nah- und Fernverkehr reagieren. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtet, gewährten die Chefs von Bundespolizei, BKA, Verfassungsschutz und BND bei der ersten Sicherheitskonferenz der DB vergangenen Dienstag in Potsdam Einblicke in ihre Analysen und Strategien. BKA-Präsident Jörg Ziercke sagte vor Führungskräften, Polizeibeamten, Wachdiensten und Sicherheitsexperten: „Wir haben eine akute Bedrohungslage.“ In Deutschland seien Terroranschläge „gerade noch verhindern“ worden. Inzwischen seien 1800 Personen als „Gefährder“ eingestuft. Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm warnte: „Angriffsziele islamischer Terroristen sind Objekte, die schlecht zu schützen sind. Dazu zählt auch die Verkehrsinfrastruktur“
Nicht allein die Bedrohung durch Terroristen macht Bahn und Polizei zu schaffen. Kunden und Betriebsteile müssen insbesondere vor Gewalttätern, Randalierern und Einbrechern geschützt werden. Bahn und Polizei wollen ihre „Ordnungspartnerschaft“ laut FOCUS durch mehr personelle Präsenz auf Bahnhöfen, zusätzliche Videoüberwachungen, neue Technik und noch bessere Zusammenarbeit der Sicherheitsdienste optimieren. DB-Vorstand Otto Wiesheu sagte auf der Konferenz: „Es gibt einen Nachholbedarf bei der Videoüberwachung.“ Vandalismus und Graffiti in Zügen und Stationen seien „zum Volkssport“ geworden. Jährlich entstünden Schäden in Höhe von 50 Millionen Euro, allein in Berlin sieben Millionen Euro. Auch deswegen stattet die DB 164 Triebzüge der Hamburger S-Bahn bis Jahresende mit Videokameras aus. Auf 59 Hamburger Bahnhöfen sind schon 829 zusätzliche Kameras installiert. Bislang nutzt die Bundespolizei auf 108 Bahnhöfen über 3000 DB-Kameras, deren Bilder bis zu 30 Tage gespeichert sind.
Laut Bundespolizei-Präsident Matthias Seeger verzeichnete seine Behörde von 1997 bis 2006 „einen Anstieg der Gewaltkriminalität um 40 Prozent.“ Den Großteil der Tatverdächtigen stellten dabei im Jahr 2006 fast 90.000 unter 21-Jährige. Nach Gewerkschaftsangaben wurde laut FOCUS jeder zwölfte Bahn-Mitarbeiter beim Fahr- und Bordservicepersonal zum Gewaltopfer. Sicherheitsprobleme bereiten auch Fußballspiele. Seeger sagte: „Wir setzen allein an den Wochenenden bis zu 2000 Beamte bundesweit nur im Fußballfan-Reiseverkehr ein.“ Rund 1,5 Millionen Euro kostet dieser Dienst am Wochenende. Randalierer verursachen an einzelnen Zügen Schäden von bis zu 100.000 Euro.