Island erwägt zur Lösung seiner Währungsprobleme die Einführung des Euro ohne Beitritt in die Europäische Union.
Regierungschef Geir Haarde sagte der Nachrichtenagentur Reuters in Reykjavik, die globale Finanzkrise habe die Probleme aufgezeigt, die es für eine kleine, offene Wirtschaft wie Island mit eigener Währung gebe. Die Finanzkrise habe das Bankensystem des Landes und die isländische Krone ins Schlingern gebracht.
"Die Leute schauen nun nach der Möglichkeit einer "Dollarisation" oder einseitigen Einführung des Euro - was in der Europäischen Union sicher für Stirnrunzeln sorgen wird."
Eine dritte Möglichkeit sei ein Währungsboard, also eine Anbindung der isländischen Krone an eine andere Währung. "Im Moment ist die Frage offen", sagte der Regierungschef. Aktuell habe aber erst einmal die Stützung der Krone Vorrang.
Die Europäische Zentralbank hat sich wiederholt gegen jegliche Vorstöße von Ländern zur Einführung des Euro ohne einen vorherigen Beitritt in die Gemeinschaft ausgesprochen. Für Haarde ist das aber mit Blick auf die lange Wartezeit keine Lösung.
Sollte sich Island tatsächlich für einen Beitritt in die EU entscheiden, werde es zwei Jahre bis zur Aufnahme und weitere drei Jahre bis zur Einführung des Euro dauern, sagte er. "Diese Debatte ist sicher nicht die Antwort auf die aktuelle Krise."
Viele Bürger und Politiker Islands hatten sich schon in den vergangenen Jahren für den Euro ausgesprochen. Gegen den dafür notwendigen Beitritt in die EU sträubte sich aber vor allem die für die Insel extrem wichtige Fischerei-Industrie. Sie fürchtet, bei einem EU-Beitritt Zugeständnisse machen zu müssen.
Umfragen hatten zuletzt aber gezeigt, dass sich angesichts der Krise des Landes immer mehr Bürger auch mit einem EU-Beitritt anfreunden könnten. Durch die Verstaatlichung von Banken und mit Hilfe ausländischer Darlehen versucht die Regierung eine Staatspleite zu verhindern.