Die vergangeneWoche war für Trader ähnlichgewinnträchtig wie die letzte Oktoberwoche. Der Dow Jones stieg am Freitag um1,17% auf 8.829 Indexpunkte und der DAX behauptete sich bei 4669 Indexpunkten.Damit konnten sich beide Indices von den neuralgischen Zonen (Dow Jones 8000und DAX 4000 Indexpunkte) wieder deutlich entfernen.
Auch die Terroranschläge inBombay und die Turbulenzen und Unruhen am Bangkoker Flughafen konnten die Kursrallyenicht aufhalten. Sogar die Pleite von Woolworth hatte am Freitag keinenegativen Auswirkungen. Zu einer positivenStimmung kam es durch das neue US-Rettungsprogramm der FED und derUS-Regierung. Zudem werden weitere Zinssenkungen seitens der FED und EZB imDezember erwartet.
Besondersstark waren die Kursgewinne an der Moskauer Börse seit dem 21. November bis 27.November. Vom 21. bis 25. November explodierten die Kurse an der Moskauer Börseähnlich stark wir in der Zeit vom 29. Oktober bis 4. November.
Der RTS konnte vom21. November bis 25. November um 23% von560 auf 690 Indexpunkte zulegen und vom 29. Oktober bis 4. November sogar um30% von 640 auf 830 Indexpunkte. So gibt es auch in intakten Bärmärkten auchimmer wieder sehr gute Tradingchancen, die bei einzelnen Aktien sogar 50-100%in wenigen Tagen ausmachen.
So konnte sich der Kurs von Gazprom um 37% von 10auf 13,7 € in den letzten Tagen verbessern. Die Kurse von dem Düngemittelunternehmen Uralkali und dem StahlwertEvraz Group konnten sich sogar letzte Woche verdoppeln. Der Kurs desStahlröhrenherstellers TMK stieg amFreitag um 114 % auf 3,8 €. Allerdings waren die Kursverluste in den Tagenzuvor im November bei diesen Werten auch besonders stark.
Die russischen Stahlkonzerne werden dieProduktion drastisch vermindern müssen. Zudem kommt es auch zu erheblichenZahlungsrückständen bei den Hauptkunden im Automobilsektor und der Eisenbahn.Am 28. November konsolidierte der RTS-Index wieder um 2,37% auf 658 Indexpunkte. Nur Konsum- und Telekomwerte konnten sichbehaupten.
In denletzten 3 Monaten flossen fast 150 Mrd. USD aus Russland heraus, was den Rubel starkunter Druck brachte. Die russische Notenbank gab alleine im Oktober etwa 100 Mrd.USD zu Stützungskäufen des Rubels aus, was die Währungsreserven stark auf 480Mrd. USD verminderten.
Damit hat Russland aber immer noch die dritthöchstenWährungsreserven der Welt. Demnächst will die Notenbank aber nicht mehr sostark intervenieren, sondern den Rubel leicht abwerten lassen. Seit dem Hoch imJuni verlor der Rubel schon fast 20% an Wert. Der russische Broker TroikaDialog rechnet auch mit Währungsverlusten von bis zu 25% im nächsten Jahraufgrund eines schwachen Rubels. Die Rubelschwäche wurde verschärft durch denauf 50 USD/Barrel gefallenen Ölpreis. 50 USD/Barrel dürfte auch dieSchmerzgrenze sein, denn sonst wird der Haushalt im nächsten Jahr defizitär.
Um dasWelt-Finanzsystem zu stabilisieren, schlägt der russische Außenminister SergejLawrow nun vor, beim nächsten G20 Gipfel am 2. April auch regionale Reservewährungenund neue Verrechnungseinheiten außer den Dollar einzuführen.
So will Russlandfür die Verrechnung des Handels mit Lateinamerika den „Sucre“ einführen, wo auch der Rubel miteinem gewissen Gewicht mitvertreten ist. Mit Weißrussland soll der Rubel alsVerrechnungseinheit durchgesetzt werden. Zudem soll ein Einheitlicher Wirtschaftsraum und eine Freihandelzone mit den Ländern Ukraine,Kasachstan, Weißrussland und Russland vereinbart werden.
Dieses soll alleshelfen, die globale Krise zu vermindern und den Warenverkehr in bestimmtenRegionen unabhängig von Dollarschwankungen zu machen. In jedem Fall will Russlandjetzt seine Handelsbeziehungen nach Lateinamerika ausweiten. Schon zuvor wuchsder Außenhandel Russlands mit Lateinamerika um 25% im Jahr auf nunmehr 15 Mrd.USD. Einer der Kernländer mit umfangreichen Wirtschaftskooperationen ist dabeiVenezuela mit dem sogar ein gemeinsames Manöver und umfangreicheWaffenlieferungen vereinbart wurde.
Neben derglobalen Finanzmarktkrise und des schwachen Rubels verunsicherten dieausländischen Anleger in Moskau auch das Vorgehen des Kremls gegen einigeRohstoffunternehmen wie beim Stahlwert Mechel im Juni und zuletzt beim DüngemittelherstellerUralkali.
Die westlichen Anleger befürchtetenschon einen zweiten Yukos-Fall und ließen die Aktien ins Bodenlose fallen. BeiUralkali sollen hohe Schadensersatzforderungen wegen der Überflutung einer Mine eingeklagt werden, obwohl der Vorfallschon 2 Jahre her ist. Die Aktienkurse beider Gesellschaften brachen um über50% an einem Tag ein als die Behörden eingriffen und zogen auch den Gesamtmarktmit nach unten.
Mit einem Minus von 47% im Oktober und über 70% seitJahresbeginn ist die Moskauer Börse einer der Top-Verlierer in einem ohnehintrüben Umfeld. Seit dem Georgienkrieg im August sind russische Aktien aber fürwestliche Portfolio-Investoren ohnehin „out“.Dabei war bis Mai die Moskauer Börse mit einem Plus von 5% noch einer derTop-Gewinner der Weltbörsen.
Aber gerade in den Monaten September/Oktober hatsich die Welt grundlegend verändert, denn seit September gibt es weltweit einebis dahin unvergleichbare Systemkrise,die nur schwer in den Griff zu bekommen ist. Auch Russland versucht seitens derNotenbanken und der Regeierung mit enormen Liquiditäts- und Finanzspritzengegenzusteuern, wobei Russland die hohen Währungsreserven und auch der zuvorgebildete Stabilisierungsfonds jetzt zugute kommen.
Es bestehengute Chance, dass sich die Kursrallye der letzten Woche trotz weiter schlechterZahlen und Horrormeldungen im Dezember fortsetzt, so dass die Jahresendrallyevorgezogen wird. Dafür dürfen sch die Terrorgefahren à la Bombay aber nicht indie Nähe der Wall Street ausweiten und es darf keinen Iran-Krieg geben. Bei denBanken erwarte ich weiter Horrorzahlen und Gewinnwarnungen für das 4Q08. In denUSA ging schon die 22. Bank Pleite, was zeigt, dass der US-Rettungsschirm nichtalle Banken retten kann. Vom Staat künstlich gestützt werden nur die Großbankenmit systemischen Risiken.
Die BayerischeLandesbank wird nun mit einem Rettungsprogramm im Volumen von 30 Mrd. € von derBayerischen Regierung gerettet. Der Staat wird demnächst dort das Sagen habenebenso wie in den USA bei der Citibank, die mit einer Kapitalspritze desStaates von 20 Mrd. USD und einer Bürgschaft im Volumen von 300 Mrd. USD nurknapp dem Untergang entgegen konnte. Eine Pleite der Citibank hätte einen neuenCrash an den Weltbörsen ausgelöst, da die Citibank eien Bilanzsumme von 1 BillionUSD hat und zudem ein Volumen von 37 Billionen USD(!) an Kreditderivaten abzuwickeln hat.
Nach derSubprimekrise kommt nun die Kreditkartenkrise, die zu weiteren Abschreibungenin Mrd-Höhe führen wird. Zudem hängt UBS weiterhin am seidenen Faden. GeneralMotors kann angeblich nur durch einenweiteren 25 Mrd. USD-Kredit des Staates von der Pleite gerettet werden. Deramerikanische Kongress lehnte zunächst die Kreditanfrage ab und will nun biszum 2. Dezember einen Plan von General Motors, Chrysler und Ford vorgelegthaben, der plausibel macht, dass die US-Automobilindustrie eine Zukunft hat.
Eineweitere Ablehnung würde die Weltbörsen wieder stark nach unten ziehen. AmDonnerstag stieg der Kurs von General Motors aber um 35%, weil die Anleger wohldiesmal eine Zustimmung des US-Kongresses zum erweiterten Kreditprogramm fürdie marode US-Automobilindustrie erwarten. Der Kurs von General Motorsverdoppelte sich letzte Woche von 2,08 auf 4,1 € und damit dieMarktkapitalisierung von 1,2 auf 2,3 Mrd. €.
Auch eine Pleitevon General Motors (GM) würde einen Crash an den Weltbörsen auslösen, denn GMhat Schulden im Volumen von 600 Mrd. USD. Im Jahr 1995 reichten 25 Mrd. USD, aus,um Mexiko vor der Pleite zu retten, was damals die Weltbörsen zum Bebenbrachte. Jetzt reichen schon 25 Mrd. €nicht mehr aus, um eine deutsche Landesbank vor der Insolvenz zu bewahren.
DieGrößenordnungen sind gewaltig gestiegen und kaum vorstellbar, aber real. Um dieUS-Verschuldung zu bändigen, bedarf es radikaler Maßnahmen. Die weltweitenRettungsprogramme liegen schon bei 3 Billionen €. Amerika will im Ernstfallüber 6 Billionen USD mobilisieren, um letztendlich ein „1929“ und auch einetiefe Rezession zu verhindern.
Die Summen sind jetzt so groß, dass, falls dieProgramme fehlschlagen und die „Pferde nicht saufen“, früher oder später nureine Währungsreform oder eine Hyper-Inflation den Schuldenberg tilgen kann.Beides wäre ein gewaltiger Schock für den Anleger.
Es dürftejedem klar sein, dass fast alle westlichen Industrieländer im 4Q08 und auch im1Q09 in eine schwere Rezession kommen. Entscheidend wird es dann aber sein, wielange die Krise anhält.
Ludwig Erhard hat damals schon gesagt, dass 40% der WirtschaftPsychologie ausmacht. Jetzt gehören alle Banker und Industriemanager auf die Psychologencouchund die Anleger können sich gleich dazugesellen. Keiner traut dem anderen mehr.Die Angst vor der schlechten Zukunft führt zu Konsumverzicht, Produktionsstopps,Betriebsstilllegungen, Zahlungsverzögerungen, Zahlungsengpässe undEntlassungen.
Ich rechneaber damit, dass das Weihnachtsgeschäft zumindest in Deutschland nicht soschlecht sein wird wie befürchtet. Zudem ist dies im Dezember die letzte Chancefür deutsche Anleger, Aktien im Hinblick auf die Abgeltungssteuer zu kaufen undnach 1 Jahr steuerfrei zu verkaufen. Dies könnte in der Tat zu einer Jahresendrallyeführen. Es wird in jedem Fall sehr volatil bleiben. Welche Aktien Sie jetztkaufen oder verkaufen sollen, können Sie der täglich aktualisiertenOstbörsen-Hotline 09001-8614001(1,86 €/Min.) entnehmen. Bestellen Sie auch jetzt den kostenlosen Newsletterbei www.andreas-maennicke.de.
Hinweis: der Autor wird am 6. Dezember 2008auf Einladung des Derivate-Magazins um 11.15 Uhr einen Vortrag im „KleinenVortragssaal“ in Berlin beim Berliner Börsentag (Fasanenstr. 65, 10623 Berlin) überdas Thema „Jahrhundertkrise = Jahrhundertchance auch für Russland?“ halten. Inder aktuellen Ausgabe des Derivate Magazins ist auch ein ausführlicher Artikeldes Autors über die neuen Chancen inOsteuropa.